Lucas Wyrsch hat geschrieben:Wie stuft Ihr die Aussagen der Autoren aus Eurer praktischen Erfahrung ein? Findet Ihr auch, dass man dem Einfluss der Blogs nicht mehr entkommen kann?
Das Problem ist eher, dass man dem penetranten Genöle der Profi-Blogger kaum noch entkommen kann. Diese Selbstbeweihräucherung und die Legenden, dass Blogs die Welt verändern werden, ist kaum noch erträglich.
Wer erinnert sich noch, als vor einigen Jahren, die Push-Technologie gehypt wurde und die selbsternannten Experten suggerieren wollten, dass in naher Zukunft kein Unternehmen mehr ohne ein eigenes Push-Konzept auskommen würde? Dabei wurde leider vergessen, dass kaum jemand gewillt ist, Werbung und Marketing Gebabbel einer Firma freiwillig auf seinen Desktop gepusht zu bekommen. Die Sau von damals wurde mehrere Jahre halbtot durch das Internet Dorf geprügelt.
Oder was war mit den Communities, speziall Corporate Communities? Wieder gab es Experten, welche den Unternehmen weismachen wollten, dass sie untergehen werden, wenn sie keine eigene Community für ihre Kunden aufbauen würden. Viele sind auf den Zug aufgesprungen, doch was ist heute? Man nenne mir nur eine funktionierende Corporate Community, die nicht in dem Internet üblichen Kleinkrieg aus haltlosen Unterstellungen und anonymen Pöbeleien unterzugehen droht. Auch diese arme Sau ist mehr als tot und wird trotzdem immer mal wieder durchs Dorf geprügelt.
Und als nächster Hype werden derzeit die Weblogs von den "Profis" durch die Gemeinde getragen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das Lesen des Artikels nach einigen Minuten abgebrochen habe, da ich schon viele derartiger Pamphlete gelesen habe. Die "Business-Blogger" hypen ihr Ding das die Schwarte kracht und merken nicht, dass es die breite Masse kaum interessiert. Sie vergleichen die Erfindung des Blogs mit der Erfindung des Automobils und stellen alle als ewiggestrige Bedenkenträger hin, weil sie der geprügelten Sau nicht hinterher laufen möchten. Am unterhaltsamsten sind aber die Profi-Blogger, die immer noch hoffen, dass sie jemand eines Tages fürs Bloggen bezahlt.
Welchen Vorteil soll ein Unternehmen durch ein Corporate Blog haben, den es nicht auch durch eine stinknormale, aber gepflegte Newsseite bereits hat? Unternehmen mit ernsthaften Internetbemühungen haben heutzutage sowieso bereits ein CMS installiert und können dort schon ihre Unternehmensmeldungen prima einstellen. Denn ich glaube kaum, dass in einem Corporate Blog auch die Betriebsfeste und andere Internas verbreitet werden.
Corporate Blogs können im Gegenteil sogar zu grossen Problemen führen, welches das aktuelle Jamba Beispiel sehr deutlich zeigt. Zugegeben, der PR-Mensch von Jamba hat nicht besonders geschickt agiert und durch sein Verhalten dem Thema sogar neue Nahrung gegeben. Aber was hätte Jamba durch ein eigenes Weblog denn an der Situation retten können? Hätte Jamba in ihrem eigenen Blog etwas zum Thema geschrieben und versucht, die Wogen zu glätten, hätte sich die "Blogosphere" erst Recht mit Freuden auf diese Sache gestürzt. IMHO kann ein Unternehmen durch ein Corporate Blog nur mehr verlieren, als dass es gewinnen kann.
Die meisten Blogger agieren eher oberflächlich, lesen etwas, bilden sich kurz ihre Meinung und sauen diese dann in ihr eigenes Blog, woraufhin dies wieder von anderen Bloggern gelesen und entsprechend unfundiert weiter getragen wird. Es liegt in der Natur der meisten Blogs, dass die Mehrzahl der Beiträge nur geistige Momentaufnahmen und wenig durchdacht sind.
Meiner Meinung nach sind 99,9% aller Blogs so überflüssig wie ein Kropf. Wenn ich da nur an die unzähligen Baby-Blogs (ich hoffe, dass die Kinder eines Tages ihre Eltern dafür verklagen werden), Kuscheltier-Foto-Blogs (mein Teddy im Bahnhof, mein Teddy in der Mülltonne, mein Teddy im Entsafter, ...) und Profi-Blogs (nach dem Motto, ich bin der Checker und ich sag euch nun, warum Bloggen rulez) denke, wird mir ganz anders...
So, jetzt habe ich viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Muss leider an dieser Stelle abbrechen, aber ich denke, mein Standpunkt ist klar.
Danke, Mauzilla
P.S. Ich lese regelmässig auch in 2 der wenigen sinnvollen Blogs