Seite 1 von 1

Kann man heute noch ohne Blogs auskommen? Wie seht Ihr das?

Verfasst: 29.12.2004, 21:28
von Lucas Wyrsch
David Kirkpatrick und Daniel Roth schrieben einen Artikel im Fortune Magazin Why There's No Escaping the Blog (Warum es kein Entkommen vor Blogs gibt).

Der auf den 10. Januar 2005 datierte, englische Artikel zeigt auf 5 Seiten warum Blogs im Marketing in den USA immer wichtiger werden!

Wie stuft Ihr die Aussagen der Autoren aus Eurer praktischen Erfahrung ein? Findet Ihr auch, dass man dem Einfluss der Blogs nicht mehr entkommen kann?

Verfasst:
von

Re: Kann man heute noch ohne Blogs auskommen? Wie seht Ihr d

Verfasst: 30.12.2004, 11:42
von Mauzilla
Lucas Wyrsch hat geschrieben:Wie stuft Ihr die Aussagen der Autoren aus Eurer praktischen Erfahrung ein? Findet Ihr auch, dass man dem Einfluss der Blogs nicht mehr entkommen kann?
Das Problem ist eher, dass man dem penetranten Genöle der Profi-Blogger kaum noch entkommen kann. Diese Selbstbeweihräucherung und die Legenden, dass Blogs die Welt verändern werden, ist kaum noch erträglich.

Wer erinnert sich noch, als vor einigen Jahren, die Push-Technologie gehypt wurde und die selbsternannten Experten suggerieren wollten, dass in naher Zukunft kein Unternehmen mehr ohne ein eigenes Push-Konzept auskommen würde? Dabei wurde leider vergessen, dass kaum jemand gewillt ist, Werbung und Marketing Gebabbel einer Firma freiwillig auf seinen Desktop gepusht zu bekommen. Die Sau von damals wurde mehrere Jahre halbtot durch das Internet Dorf geprügelt.

Oder was war mit den Communities, speziall Corporate Communities? Wieder gab es Experten, welche den Unternehmen weismachen wollten, dass sie untergehen werden, wenn sie keine eigene Community für ihre Kunden aufbauen würden. Viele sind auf den Zug aufgesprungen, doch was ist heute? Man nenne mir nur eine funktionierende Corporate Community, die nicht in dem Internet üblichen Kleinkrieg aus haltlosen Unterstellungen und anonymen Pöbeleien unterzugehen droht. Auch diese arme Sau ist mehr als tot und wird trotzdem immer mal wieder durchs Dorf geprügelt.

Und als nächster Hype werden derzeit die Weblogs von den "Profis" durch die Gemeinde getragen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das Lesen des Artikels nach einigen Minuten abgebrochen habe, da ich schon viele derartiger Pamphlete gelesen habe. Die "Business-Blogger" hypen ihr Ding das die Schwarte kracht und merken nicht, dass es die breite Masse kaum interessiert. Sie vergleichen die Erfindung des Blogs mit der Erfindung des Automobils und stellen alle als ewiggestrige Bedenkenträger hin, weil sie der geprügelten Sau nicht hinterher laufen möchten. Am unterhaltsamsten sind aber die Profi-Blogger, die immer noch hoffen, dass sie jemand eines Tages fürs Bloggen bezahlt. ;-)

Welchen Vorteil soll ein Unternehmen durch ein Corporate Blog haben, den es nicht auch durch eine stinknormale, aber gepflegte Newsseite bereits hat? Unternehmen mit ernsthaften Internetbemühungen haben heutzutage sowieso bereits ein CMS installiert und können dort schon ihre Unternehmensmeldungen prima einstellen. Denn ich glaube kaum, dass in einem Corporate Blog auch die Betriebsfeste und andere Internas verbreitet werden.

Corporate Blogs können im Gegenteil sogar zu grossen Problemen führen, welches das aktuelle Jamba Beispiel sehr deutlich zeigt. Zugegeben, der PR-Mensch von Jamba hat nicht besonders geschickt agiert und durch sein Verhalten dem Thema sogar neue Nahrung gegeben. Aber was hätte Jamba durch ein eigenes Weblog denn an der Situation retten können? Hätte Jamba in ihrem eigenen Blog etwas zum Thema geschrieben und versucht, die Wogen zu glätten, hätte sich die "Blogosphere" erst Recht mit Freuden auf diese Sache gestürzt. IMHO kann ein Unternehmen durch ein Corporate Blog nur mehr verlieren, als dass es gewinnen kann.

Die meisten Blogger agieren eher oberflächlich, lesen etwas, bilden sich kurz ihre Meinung und sauen diese dann in ihr eigenes Blog, woraufhin dies wieder von anderen Bloggern gelesen und entsprechend unfundiert weiter getragen wird. Es liegt in der Natur der meisten Blogs, dass die Mehrzahl der Beiträge nur geistige Momentaufnahmen und wenig durchdacht sind.

Meiner Meinung nach sind 99,9% aller Blogs so überflüssig wie ein Kropf. Wenn ich da nur an die unzähligen Baby-Blogs (ich hoffe, dass die Kinder eines Tages ihre Eltern dafür verklagen werden), Kuscheltier-Foto-Blogs (mein Teddy im Bahnhof, mein Teddy in der Mülltonne, mein Teddy im Entsafter, ...) und Profi-Blogs (nach dem Motto, ich bin der Checker und ich sag euch nun, warum Bloggen rulez) denke, wird mir ganz anders...

So, jetzt habe ich viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Muss leider an dieser Stelle abbrechen, aber ich denke, mein Standpunkt ist klar.

Danke, Mauzilla

P.S. Ich lese regelmässig auch in 2 der wenigen sinnvollen Blogs ;-)

Verfasst: 30.12.2004, 14:07
von Lucas Wyrsch
Ausgezeichnetes Posting Mauzilla, vielen Dank!
Ich denke, dass wir Trends nie klar voraussehen können und dass alle Trends massenpsychologisch ausgelöst werden.
In den USA sollen laut Technorati täglich 23'000 neue Weblogs geschaffen werden, d.h. einen alle drei Sekunden und Bill Gates möchte bloggen so einfach gestalten wie schreiben von eMails (Says Bill Gates, who claims he'd like to start a blog but doesn't have the time: "As blogging software gets easier to use, the boundaries between, say, writing e-mail and writing a blog will start to blur. This will fundamentally change how we document our lives.").
Weiter weist der Artikel auf die Amplifikatoren RSS hin und meint, diese wären in der Lage, ähnlich des Networkings, Trends auszulösen. Die Autoren meinen, dass die Blogs der Strasse die Macht gäben, die Märkte umzukehren! Aber wahr ist auch, dass die beiden McKinsey Berater Armstrong und Hagel dies schon in NetGain über die virtuellen Gemeinschaften und Foren geschrieben haben.
Gut finde ich auch, dass wie den US-Blog Trend in einem neutraleren Sprachraum wie dem deutschen diskutieren können, da wir hier eine grössere Distanz zum Hype haben.

Verfasst: 30.12.2004, 17:33
von dexter
je einfacher es ist, etwas beizutragen, desto mehr einfache beiträge gibt es.

Verfasst: 31.12.2004, 12:24
von Lucas Wyrsch
dexter hat geschrieben:je einfacher es ist, etwas beizutragen, desto mehr einfache beiträge gibt es.
Das ist zweifellos richtig! Hier ein typischer Microsoft Blog, der dies nachweisen dürfte!
Who was at geek dinner tonight?

The dinner tonight was lots of fun. Here's a list of who was there. In order of when they entered in their name and blog on my Tablet PC. Oh, and, yes, Tantek, I am adding XFN notation for each to the HTML here.

Robert Scoble | Steve Gillmor | Steve Sloan | Dori Smith | Farida Paramita | Michael Eakes | Dan Gould | Christopher Carfi | Masha Solorzano | Scott Rafer | Dan Farber | Lisa Canter | Marc Canter | Mimi Canter | Lucy Canter | Lyndon Wong | Ron Lichty | Tom Conrad | Marc Novakowski | Pierre Wolff | Nadeem Bitar | Kaliya Hamlin | Brian Hamlin | [url=https://shrtcww.com/]Ian Jones | Nicole Lee | Kevin Marks | Thomas Hawk | Neal Drumm | Tony Chang | Zack Rosen | Kieran Lal | Jasmeet Singh | Jason DeFillippo | Ian Kallen | Kevin Burton | Brad Neuberg | Renee Blodgett | Jeff Minard | Om Malik | June Parina | David Sifry | Jonas M Luster | Micah Alpern | eleanor kruszewski | Jim Grisanzio | Tantek Celik | Rebecca Eisenberg | Curtis Smolar | Russell Beattie
12:37:50 AM comment
Ein Corporate Blog als Werkzeug aktiven Networkings?
Oder dient es als Selektionskriterium?
Was werden die Teilnehmer zu befürchten haben, die keinen Blog besitzen?
Wie wertet Ihr solche Corporate Blogs aus, welche auf Intra-, Extra- und Internet Basis erstellt werden könnten?
Was hält Ihr vom Nutzen solcher Corporate Blogs?

Verfasst: 31.12.2004, 12:44
von ErwinRommel
Also ich hab keinen Blog, les sowas auch gar nicht und ich lebe dennoch. *g*

Verfasst: 31.12.2004, 13:17
von AnjaK
Also ich persönlich bin der Meinung, dass ein solcher Blog, wo einfach nur Dummzeuch gelabert wird nix, aber auch gar nix bringt auf Dauer. Im Gegenteil, ich denke, dass G. irgendwann diese Blogs vielleicht sogar als Spam betrachten wird und abwerten wird. Ein Blog jedoch, der themenrelevant ist und gut gepflegt ist, kann ein exzellentes (Hilfs)Mittel sein, das ist zumindest meine Überzeugung ;)

Für mich gibt es nix dümmeres als diese Stammtischreden-Blogs, wo jeder "Experte" seine unmaßgebliche Meinung spammen muss ;)

Aber es gibt auch noch gute Blogs :)

Do Blogs take on the mainstream?

Verfasst: 31.12.2004, 13:28
von Lucas Wyrsch
Danke AnjaK für Deine interessante Ausführung!

Habe gerade diesbezüglich einen interessanten Artikel bei BBC News zu diesem Thema gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte, natürlich auch in englisch, Blogs take on the mainstream!

Werden die Blogs auch im deutschen Sprachraum demnächst zum Mainstream, wäre meine erweiterte Frage auf diesen Artikel?

Gruss

Lucas

Verfasst: 31.12.2004, 14:24
von AnjaK
Zum Mainstream sind sie fast schon geworden, und damit auch zum Ziel der Spammer. Jeder öffentliche Blog wird zugespammt und zugemüllt und so werden viele der eifrig schnell kredenzten Blogs wieder verschwinden, weil die gefrusteten Blogmaster im Spam ertrinken, weil sie ihn nicht pfelgen und denken er pflegt sich von alleine. Ein Blog ist für Spammer ein Geschenk des Himmels und so wird er auch genutzt.
Als die ersten Foren rauskamen wollte auch jeder ein Forum haben, aber das ist halt sauviel Arbeit eine gute Community aufzubauen. Genauso ist es beim Blog auch.
Man kann es auf eine relativ einfache Formel runterbrechen:

Index guter Blog=reingesteckter Zeitaufwand+Seriösität+gute Nerven -Spameinträge in %

;)

Verfasst: 31.12.2004, 17:29
von manute
wirklich gutes posting, mauzilla. ich glaube auch nicht, dass blogs die welt verändern werden. blogs sind schon praktisch, dass man mit wenig aufwand eine nette newsseite bauen kann, aber 99,9% der blogs interessieren keine sau und sind auch mies geschrieben, davon gehe ich aus.
einige sinnvolle spezialisierte blogs gibt es dennoch, aber die wären genausogut, wenn sie sich einfach "news seiten" nennen würden.
diese trackback usw. blogfunktionen finde ich nicht gerade revolutionär.
und bevor siemens ein corporate blog hat, stellt google eiscreme mit dem geschmack von autoreifen her.

Verfasst: 31.12.2004, 21:27
von Lucas Wyrsch
AnjaK und Manute,

Vielen Dank für Eure interessanten Antworten.

Spam findet sich natürlich überall, auch bei Suchmaschinen und Blogs und stellen wohl die negative Seite (Beware the dark side of the net) des Mediums dar!

Bill Gates soll täglich vier Millionen Spam Mails erhalten und eine eigene Abteilung mit der Filterung seiner Mails beauftragt haben.

Gruss und ein schönes neues Jahr

Lucas

Verfasst: 31.12.2004, 22:17
von Lucas Wyrsch
Hier noch etwas Aufheiterung in die Debatte: FORTUNE News Flash No Escape From Bog Lemmings