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Frage: Berufszeugnis total versagt?

Verfasst: 03.02.2012, 10:11
von e.player
Hi, ich hab bei einer Firma meine Ausbildung beendet und bekam ein Berufszeugnis. Nach meiner Recherche heute, habe ich auf

https://www.berufsplanung.com/codes.htm

gesehn, dass der Inhalt, obwohl der "Nett gemeint ist", ziemlich schädlich sein kann. Wie weit stimmt der Code.

In meinem Zeugnis steht z.B :

Code: Alles auswählen

Herr XXX Verhalten gegenüber Vogesetzten war immer einwandfrei. Er ist stets pünktlich, fleißig und engagiert gewesen. Für seinen weiteren beruflichen Lebensweg wünschen wir ihm alles Gute.
Der Berufsplanung.com nach, ist dies alles Negativ ????

Verfasst:
von

Verfasst: 03.02.2012, 10:24
von Morpheus1974
Hallo,

also ich kann die Formulierung in deinem Zeugnis auf der Webseite nicht finden. Wie schließt du also daraus, dass die Bewertung schlecht war?

Außerdem stellt sich auch die Frage, wie sich deine damalige Firma mit solchen Formulierungen auskennt. Hab schon viele Zeugnisse gesehen, da war von vornherein klar, dass der Ersteller keine Ahnung von der Materie hat.

Gruß

Verfasst: 03.02.2012, 10:50
von Beloe007
Schreib doch mal so ein Dingen selbst, dann wirst du feststellen wie schwer das heutzutage ist und was heute eine gute Formulierung ist, kann morgen schon (fast) das Gegenteil bedeuten.

Ich habe mal einem eins geschrieben, der dann auch rumgememmt hat, der hat wirklich jedes Wörtchen geprüft... dann habe ich gesagt "schreib dir selbst eins, egal was, ich unterschreibe es"... bis heute kam nichts. Weil es gibt auch unterschiedliche Quellen, nach der einen kann es gut sein, was in einer anderen Negativ angehaucht sein kann.

Was fehlt ist das du die "..." Arbeiten auch "..." erledigt hast.

Verfasst: 03.02.2012, 11:15
von ElDiablo
"Er ist stets pünktlich, fleißig und engagiert gewesen."

Was sagt das über die erbrachte Leistung aus?
Einspruch einlegen und selbst schreiben ... wenn du dich halbwegs einschätzen kannst, dann schreib eben auf die Note die du dir vorgestellt hast.

Leistung stets zu vollster Zufriedenheit war glaube ich eine 1.

Re: Frage: Berufszeugnis total versagt?

Verfasst: 03.02.2012, 11:19
von Matthiaz
e.player hat geschrieben:Hi, ich hab bei einer Firma meine Ausbildung beendet und bekam ein Berufszeugnis. Nach meiner Recherche heute, habe ich auf

https://www.berufsplanung.com/codes.htm

gesehn, dass der Inhalt, obwohl der "Nett gemeint ist", ziemlich schädlich sein kann. Wie weit stimmt der Code.

In meinem Zeugnis steht z.B :

Code: Alles auswählen

Herr XXX Verhalten gegenüber Vogesetzten war immer einwandfrei. Er ist stets pünktlich, fleißig und engagiert gewesen. Für seinen weiteren beruflichen Lebensweg wünschen wir ihm alles Gute.
Der Berufsplanung.com nach, ist dies alles Negativ ????
hast du ein einfaches az bekommen oder ein qualifiziertes ?

für mich deutet in dem absatz nichts auf schlecht hin

außer der letzte absatz ist nicht so gut formuliert aufjedenfall

schlecht wäre :
er war stets bemüht die ihm übertragenen aufgaben zu unserer zufriedenheit auszuführen

Verfasst: 03.02.2012, 11:20
von wbartl
Ich würde das nicht zu ernst nehmen...

Ich habe noch nie jemanden aufgrund seines Arbeitszeugnisses eingestellt /nicht eingestellt.
Schlimmstenfalls rufe ich mal bei früheren Arbeitsgeber aufgrund des Arbeitszeugnisses an und frage nach, wie zufrieden diese mit dem Arbeitnehmer waren.
Ich kenne auch keine andere Personalabteilung, die Ihre Entscheidungen auf Basis dieser Sätze treffen würden.

Wenn es dir wichtig ist, schreib es dir wirklich selbst. Dein früherer Arbeitgeber wird es dir sicher bestätigen.

Verfasst: 03.02.2012, 11:20
von seoworker
Wenn das absichtlich so geschrieben wurde, dann ist es kein gutes Zeugnis.

Normal werden immer Vorgesetzte und Kollegen erwähnt. Wenn nur Vorgesetze oder nur Mitarbeiter erwähnt werden, heißt das mit den anderen kamst du nicht gut klar. In deinem Fall also mit den Mitarbeitern.

Genauso wünscht man immer alles Gute für den weiteren beruflichen und den privaten Lebensweg. Ansonsten fragt sich der nächste Chef, warum nicht auch alles Gute für den privaten Lebensweg?
Das in Kombi mit den Mitarbeitern die schon weg gelassen wurden, kommt so rüber als wollten sie sagen das du ein sehr unangenehmer Zeitgenosse bist.

Ist es eine große Firma die dir das Zeugnis geschrieben hat? Bei großen Firmen sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass sie sich mit den allgemein üblichen Formulierungen gut auskennen. Fimen die ihre eigene Personalabteilung haben wo Leute den ganzen Tag nichts anderes machen, sollten diese Codes kennen.
Bei einer eher kleinen Firma kann es gut sein, dass derjenige der es schrieb nichts böses im Sinn hatte und sich nur nicht gut auskannte.

Ich würde an deiner Stelle mal mit demjenigen reden der das geschrieben hat und offen fragen, ob er das absichtlich so schreiben wollte oder ob er sich vielleicht nicht bewußt war wie das rüber kommt.

Verfasst: 03.02.2012, 20:13
von e.player
seoworker hat geschrieben: Ist es eine große Firma die dir das Zeugnis geschrieben hat? Bei großen Firmen sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass sie sich mit den allgemein üblichen Formulierungen gut auskennen. Fimen die ihre eigene Personalabteilung haben wo Leute den ganzen Tag nichts anderes machen, sollten diese Codes kennen.
Bei einer eher kleinen Firma kann es gut sein, dass derjenige der es schrieb nichts böses im Sinn hatte und sich nur nicht gut auskannte.

Ich würde an deiner Stelle mal mit demjenigen reden der das geschrieben hat und offen fragen, ob er das absichtlich so schreiben wollte oder ob er sich vielleicht nicht bewußt war wie das rüber kommt.
Ist ziemlich kompliziert das Thema. Ist ein einfaches Zeugnis. Es ist eine "kleinere" Firma mit 50 Mitarbeitern und Regionaler Elektrobetrieb.

Das er nur die Vorgesetzten erwähnt hat: Ich war Azubi, d.h jeder war Vorgesetzt.

Leistungen habe ich ja erbracht, habe aber überwiegend nur das gemacht, was mir aufgetragen wurde: War ja Azubi.

Hmm echt kompliziert.

Verfasst: 03.02.2012, 20:28
von ElDiablo
Jeder in einer Personalabteilung weiß, wie man so ein Zeugnis schreibt.
Genau so unterhalten sich die Firmen auch bei einem Wechsel über den Angestellten, wenn man da nicht eingreift.

Also lass das mal einzeln übersetzen:
Herr XXX Verhalten gegenüber Vogesetzten war immer einwandfrei.
Da es sonst nichts gutes zu schreiben gibt, brauchen wir einen Lückenfüller.
Er ist stets pünktlich, fleißig und engagiert gewesen.

Die Leistungen von Herrn XXX waren nicht der Rede wert, auch wenn er es versucht hat.
Für seinen weiteren beruflichen Lebensweg wünschen wir ihm alles Gute.
Wir sind froh, dass er weg ist.

Verfasst: 03.02.2012, 21:07
von TBT
Herr XXX Verhalten gegenüber Vogesetzten war immer einwandfrei.

Der Satz ist kein Lückenfüller, der muss rein. Aber es fehlt die Erwähnung der Kollegen, so heißt es: gegenüber dem Chef ok, gegenüber den Kollegen nicht.

Die Abschlussklausel ist wirklich so lala, da fehlen die überschwenglichen Wünsche wie:

Wir danken Herrn xxx für seine hervorragenden Leistungen und wünschen ihm für die Zukunft weiterhin sehr viel Erfolg und persönlich alles Gute.

Re: Frage: Berufszeugnis total versagt?

Verfasst: 17.02.2012, 17:57
von Webbonaut
e.player hat geschrieben:

Code: Alles auswählen

Herr XXX Verhalten gegenüber Vogesetzten war immer einwandfrei. Er ist stets pünktlich, fleißig und engagiert gewesen. Für seinen weiteren beruflichen Lebensweg wünschen wir ihm alles Gute.
Der Berufsplanung.com nach, ist dies alles Negativ ????
Um welchen Beruf es sich handelt, wäre da entscheident.
Nach dem "Code" machst du was man dir sagt, bist wegen unpünktlichkeit und einer nicht so tollen Arbeitshaltung aufgefallen (Was hierbei auch mit der Unpünktlichkeit zusammen hängen könnte). Desweiteren scheinst du keinen weiteren positiven Eindruck hinterlassen zu haben.

Dinge wie Pünktlichkeit sind selbstverständlich. Das ist so als würde da stehen "Herr XXX hat sich niemals darum bemüht, meinen Benzintank nach Feierabend mit Zucker zu befüllen". Was wirklich der Fall ist liegt dann eben auf der Hand.

Je akademischer der Beruf desto mehr Gewicht haben solche Zeilen.
Hab jetzt nicht alles durchgelesen, aber hat dein Betrieb dich übernommen?

Ein Betrieb der seine Azubis nicht übernimmt ist schön blöde. Wenn du nicht übernommen wurdest kannst du davon ausgehen, das sie dich aus diversen Gründen nicht haben wollen und das würde sich dann auch im Arbeitszeugnis wiederspiegeln.

Wenn du übernommen wurdest, würde ich aber nicht zuviel Stress deswegen machen. Wenn dir dein Betrieb ein schlechtes Arfbeitszeugnis ausstellt, dir aber trotzdem eine Festanstellung gibt, dann kommt das auch beim nächsten Arbeitgeber in einem ganz anderen Licht an.

Andernfalls würde ich mich eingängig mit dem Thema befassen und den Chef freundlich bitten das schreiben ab zu ändern. Am besten du schreibst das Zeugnis selber und reichst es als Wunsch ein, da sich deine Berufsaussichten damit verbessern würden. Übertreibs aber nicht.

"Bemüht" ist auch so ein Wort.
Entweder man macht es, oder nicht. Wer sich "Bemüht" wollte zwar, hat aber versagt.
"Herr Mustermann hat sich im Laufe seiner dreijährigen Ausbildung stets bemüht gezeigt, mir nicht auf den Sack zu gehen"
- Hervorhebung der 3 Jahre bzw. "Durchgehend"
- "Stets bemüht" bzw. "Hat es nicht geschafft"
- "gezeigt" bzw. "Es eigentlich garnicht erst versucht"
mir nicht auf den Sack zu gehen. :lol:

Verfasst: 18.02.2012, 02:17
von nightfishing
Hi e.player,

wie meine Vorposter schon geschrieben haben: Die Zeugnis-Passage hört sich tatsächlich nicht so klasse an.

Auch wenn viele Personaler bei einem kleinen bis mittleren Betrieb oft davon ausgehen, dass die Zeugnis-Schreiber nicht immer wirklich fit sind und/oder Zeugnisse teilweise gar nicht oder nur sehr diferenziert bei der Bewerberauswahl betrachten, würde ich - gerade beim 1.Arbeitszeugnis - auf Nummer Sicher gehen.

Wie immer im Leben hast Du zwei Möglichkeiten, das (zumindest der geposteten Passage nach) nicht gerade prickelnde Zeugnis korrigieren zu lassen.

Dabei kommt es ein bißchen darauf an, wie gut Du Dich mit dem Ex-Arbeitgeber verstehst, wie das Ende ausgesehen hat.

War das und Euer gegenseitiges Verständnis okay, dann empfehle ich Dir, dass Du Dein Zeugnis anhand des Buches "Arbeitszeugnis in Textbausteinen" https://www.amazon.de/Arbeitszeugnisse- ... 548&sr=8-1 selbst schreibst und dann Deinem Ex-Arbeitgeber zur Unterschrift vorlegst. Das Buch kostet Geld (das kannst Du beim Lohnsteuerjahresausgleich absetzen!), ist es aber wert, denn viele mittlere und große Unternehmen nehmen dies als Standardwerk, dadurch gibt es keine versteckte "Codierung".

Wichtig ist, dass Du die Einleitung sorgfältig durchliest. Denn da steht drin, aus welchen Teilen (Einleitung, Arbeitseifer, Arbeitsbefähigung, Arbeitsqualität und quantität, Schlussformel etc) sich Dein Zeugnis zusammensetzen sollte (fehlt z.B. die Passage zur Arbeitsqualität wäre das schlecht). Dann folgen die entsprechenden Formulierungen nach Zeugnisnoten. Es gibt zu jeder Formulierung je Note auch Alternativen.

Du suchst quasi zu jeder Passage das für Dich Passende aus.

Denk dabei stets daran, dass ein Zeugnis stets wohlwollend und wahrheitsgemäß sein muss. Wenn Du häufiger zu spät kamst, wird Dein Ex-Arbeitgeber Dir bei diesem Punkt keine "1" unterschreiben können.

Denke auch daran, dass ein Mensch nicht immer in allen Punkten perfekt ist - zukünftige Arbeitgeber könnten bei einem reinen "Einser"-Zeugnis denken: Unsinn, dann hätten die ihn doch übernommen.

Wenn Du also die Möglichkeit hast (und dann unbedingt! nutzen solltest), Dein Zeugnis selbst zu schreiben, suche Dir anhand des Buches Noten zwischen 1 und 2-, keinesfalls aber schlechter als 3 aus. Du wirst beim Lesen der Formulierungen den Unterschied erkennen und selbst wissen, was Dein Ex-Ausbilder noch "wohlwollend und wahrheitsgemäß" unterschreiben kann...

Selbst wenn der Abschied nicht sooo toll gelaufen ist, werden die wenigsten Ausbilder ihren Ex-Azubis die Zukunft verbauen wollen. Deshalb solltest Du das Gespräch suchen, um das Zeugnis gemäß Deines Vorschlags anhand des Buches ändern zu lassen ;-)

Wenn allerdings alle Zeichen auf Sturm stehen und der Ausbilder n totaler Arsch ist, dann hilft Plan A = Deine Rechtsschutzversicherung - checke auch, ob Du möglicherweise über Deine Eltern eine Berufs-Rechtsschutzversicherung hast! Rufe dort an, schildere das Problem und bitte um eine Empfehlung für einen guten Arbeitsrechtsanwalt. Gehe zu keinem Wald- und Wiesen-Anwalt, sondern einem Experten für Arbeitsrecht (falls Du zufällig ausm Ruhrgebiet bist, empfehle ich Dir einen aus eigener Erfahrung).

Falls Plan A mangels eigener oder Familien-Rechtsschutzversicherung scheitert, gibts Plan B.

Plan B ist der Rechtspfleger des zuständigen Amtsgerichtes an Deinem Wohnort. Dort kannst Du vorsprechen und um Hilfe bitten. Nehme alle Unterlagen (Zeugnisse Schule und AG) mit und Bitte um Unterstüzung. Auch wenn generell bei einem Arbeitsgericht beim sogenannten Schlichtungstermin (Gericht versucht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Einigung, einen Schlichtungsversuch, zu erzielen) noch keine Anwaltspflicht besteht, bei der nächsten Instanz (dem eigentlichen Gerichts/Kamer-Termin) musst Du n Anwalt haben. Das kostet.

Ich wünsche Dir, dass Du schlau genug bist, die (absetzbare) Kohle in das Buch zu investieren und dass Dein Ex-Chef das von Dir formulierte Zeugnis unterschreibt. Falls Du möchtest, dass ich mir Dein jetziges und das von Dir formulierte Zeugnis anschaue, schick mir ne PM. Ich gebe Dir dann meine Emailadresse.

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir einen schönen Start ins Berufsleben,

viele Grüße
Nicole