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Sprachschützer gegen Techno-Anglizismen
Verfasst: 12.09.2003, 21:26
von viggen
In einem zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog fordern deutsche Sprachschützer zum "Tag der deutschen Sprache" mehr Sprachdisziplin bei Behörden, Post, Bahn und Telekom.
"Wenn ein deutscher Ausdruck oder Begriff mit dem gleichen Sinn vorhanden ist", müsse dieser verwendet werden. So soll das "Internet" etwa zu "Weltnetz" werden.
https://www.deutschesprachwelt.de/forderungen.shtml
Verfasst: 12.09.2003, 21:33
von UweT
Als multikultureller Europäer würde ich sagen, dass es sich um die Forderungen der NPD Thüringen Ost handelt...
Als Deutscher kann ich allen Forderungen nur beipflichten.
gruß
tbone.
Verfasst: 12.09.2003, 22:25
von Fruetel
Hmm, die Franzosen sind ja schon lange auf diesem Trip. Einerseits finde ich die deutsche Sprache durchaus schützenswert, zum anderen klingen solche Eindeutschungen oft sehr hölzern. Naja, surfen wir also bald alle mit dem Winzigweich Weltnetz Erforscher oder dem Mozilla Steuermann durchs WWN (Weltweite Netz). Auf geht´s!
Verfasst: 12.09.2003, 23:04
von bugscout
moin moin
7. Die Familie muß gefördert und die Geburtenrate erhöht werden, um die Strahlkraft der deutschen Sprache und die Integrationsfähigkeit zu stärken. Das wirkt sich besonders im internationalen Vergleich und an den Schulen aus, an denen am wirkungsvollsten integriert werden kann.
kommentarlos
Verfasst: 13.09.2003, 00:31
von Jörg
sprach(-stammtisch-)politiker: wollen die sprache vor den menschen schützen, die sie sprechen. über jahrtausende hinweg haben sich die sprachen entwickelt auch im austausch untereinander, und sind zu dem geworden, was sie heute sind. im mittelalter gab es auch schon mal eine solche bewegung, die z.b. das wort nase durch gesichtserker ersetzen wollte.
man kanns aber auch mit humor nehmen:
die elektrische heimseite des reinhard pfarrfeifer
Verfasst: 18.09.2004, 01:28
von Hexemer
Kein Volk der Welt hat das Recht ein Weltkulturerbe zu zerstören. Es sollte unser allen Ziel sei ndie deutsche Sprache zu schützen so wie es auch die Franzosen, Schweden, Polen oder sontige Länder tun.
Verfasst: 18.09.2004, 01:45
von Sunbringer
Hexemer hat geschrieben:Es sollte unser allen Ziel sei ndie deutsche Sprache zu schützen ...
Wozu?
Im Sinne der (unaufhaltlichen) Globalisierung sind expleziete sprachspifische Ausdrücke aussterbende Wahrnehmungs-Sichtweisen!
Meiner Meinung nach sind z.B. Aglizismen eine unausweichliche Möglichkeit sich weitreichend und kompetent auszudrücken...
Es ist einfach so, das viele Ausdrücke sich nur durch eine Anlehnung an bereits bestehende Sprachelemente vernünftig und richtig ausdrücken lassen. Wozu bitte das Rad neu erfinden, wenn es z.B. unter dem Begriff "rollpossibility" bereits im Sprachgebrauch von 50% der Menschheit gefestigt ist?
Eine derart ignorate Haltung zu anderen Sprachen zu unterhalten, wie es z.B. die Franzosen tuen ist einfach gesagt "dumm"!!!! Gerade den Menschen die im Internet aktive Rollen spielen wollen sollte klar sein, dass das Internet multi-lingual ist!
Warum also die "deutsche" Sprache schützen? Es können mehr Menschen durch universelle Sprach-Elemente erreicht werden ... wer sich dem verschließt hat verloren!
Verfasst: 18.09.2004, 05:06
von bull
multi-lingual
!=
Techno-Anglizismen
Technoanglizismen sind nicht etwa multikultiprogressiv, sondern Monokultur. Um das Eindeutschen von Eigen- und Produktnamen, wie es Fruetel zum Lächerlichmachen hier praktiziert, ist es noch nie gegangen. Es geht um debiles Gewäsch wie Toll Collect oder beim ZDF: Crime Time, Kiddie Contest, ZDF history, Discovery, Nightscreen, Sunday Night Classics. Usf. Nächster Kandidat: Die Bahn. Oder den Vorschlag, eine "Munich University" zu gründen - man ist mit einem englischen Namen schon international? Ja wo sind wir denn? In Frankreich fiele das zu Recht niemandem ein.
Und konkret auf unsere Branche angewendet: Nur Pseudoexperten verwenden File statt Datei, Directory statt Verzeichnis, uploaden und downloaden, etc. Oder wer sich hier als Searchengineoptimizer anpreist. Tut aber keiner. Haben alle schon mich Suchmaschinenoptimierer und -optimierung übersetzt. Und meinetwegen kann man das als SEO abkürzen, da das deutsche Wort ja explizit aus dem englischen hergeleitet wurde.
Zu den hölzernen Neuschöpfungen: Flugzeug
kommentarlos
Wenn man auf dem idyllischen Lande wohnt, kann man das mit der Geburtenrate freilich nicht nachvollziehen. Wenn man allerdings jahrelang in einer Großstadt täglich U-Bahn gefahren ist, dann schon...
Verfasst: 18.09.2004, 08:29
von bugscout
moin bull,
also doch einen kommentar.
wieso sollte eine erhöhung der anzahl an (deutschen) mitbewohnern in diesem
land zu irgendeiner verbesserung bei diesem problem führen?
die produzieren doch diese wortschöpfungen oder?
grüsse
ps: @Hexemer
"HT-Board - das Hattrick-Forum" sieht aber nicht gerade nach dem schutz eines weltkulturerbes aus.

Verfasst: 18.09.2004, 08:41
von bull
die produzieren doch diese wortschöpfungen oder?
Der weitaus größte Teil dieses Gebrabbels wird von der Werbebranche erzeugt und uns also aufgezwungen.
Die
erhöhung der anzahl an (deutschen) mitbewohnern in diesem land
ist (rein sprachlich betrachtet) notwendig, damit in manchen Schulen in Ballungsgebieten mit exorbitant hohem Anteil Nichtdeutschsprechender überhaupt wieder Deutsch vermittelt werden kann (Problem der "Alltagssprache"). Langfristig betrachtet läßt sich die sprachliche Entwicklung nicht von der demographischen trennen (was allerdings mit Anglizismen speziell nichts zu tun hat. Bei eingehender Betrachtung der zitierten Internetseite wird ja deutlich, daß sich die Verfasser derselben nicht nur auf das Anglizismenproblem beschränken. Womit bereits mit dem eigentlich kommentarlosen Zitat der Diskussionsfaden schon vom Thema abgebracht wurde).
Verfasst: 18.09.2004, 10:28
von chio
Hallo!
Das ist doch kompletter Humbug. Die Dinge bekommen einen Namen und wenn er sich durchsetzt, dann bleibt er, sonst kommt ein anderer. Ein Internet ist kein Weltnetz, das sind verschiedene Dinge.
Es hat zu allen Zeiten Moden und Strömungen gegeben, irgendwann waren die französischen Wörter en vogue, jetzt sind es englische. Und das ist kein zerstören der Sprache sondern eine Bereicherung. Da steckt der falsche Ansatz dahinter: "Wenn ich englische Wörter verwende, spreche ich englisch." Das ist Quatsch: "Computer" ist genauso ein deutsches Wort wie es ein englisches ist. Es geht um das Ding und seinen Namen. Und "Prime Time" ist etwas anderes als "Hauptabendzeit".
Sprache ist kein "Kulturerbe", sondern Ausdruck der Gesellschaft. Wenn ich Sprache konserviere, konserviere ich auch die Gesellschaft.
Genausogut könnte ich eine "ideale Körpergröße" festlegen und verhindern wollen, dass die Menschen immer größer werden.
lg
chio
Verfasst: 20.09.2004, 08:24
von IT-Knecht
Hexemer hat geschrieben:Es sollte unser allen Ziel sei ndie deutsche Sprache zu schützen
Zum Schutze der Mundarten wäre auch ein Verbot von Fernsehsendungen in hochdeutscher Sprache wichtig.
Grüße,
Martin
Verfasst: 26.09.2004, 15:52
von Cura
Wunderbar! Das ist mal wieder eine typisch deutsche Diskussion.
In Frankreich z. B. versteht man sowohl Ordinateur, als auch Computer. Niemand nimmt es schief, wenn ein Ausländer den Begriff Computer benutzt. Der Franzose spricht halt weiter von Ordinateur.
Gleiches gilt für Spanien. Dort geht man ins Red und niemand hat was dagegen, wenn der Nachbar ins Internet geht.
Und selbst die Holländer, die ziemlich unbedarft alles aus dem Englischen übernehmen, was so über den grossen Teich kommt, haben sich gewisse sprachliche Grenzen gelassen und drücken sich im eigenen Land so aus, dass der Nachbar versteht, ohne nachfragen zu müssen.
Aber wenn unserem 70jährigen Klärchen aus Buxtehude vom Business Pink ein Supersaturdaynigthtarif fast for nothing zur Primetime angeboten wird, geht das Ganze dann doch wirklich etwas zu weit. Und wenns Klärchen dann, um seine Telefonrechung zu verstehen, den Enkel befragen muss, weil der ja in der Schule englisch lernt, sollte eigentlich Schluss sein.
Viele Amis, als Volk eh nicht sehr gebildet, geben sich in fremden Ländern erst gar nicht die Mühe, auch nur ansatzweise die jeweilige Landessprache zu benutzen.
In vielen Ländern laufen sie zurecht damit auf.
In Deutschland grenzt es schon manchmal an sklavische Unterwürfigkeit, wie Deutsche in Deutschland ihre eigene Sprache verleugnen, sobald ein einsprachiger, nur englischsprechender Mensch im Raum ist.
Unser Webby hier ist ein gutes Beispiel wie es sein sollte. Webby ist aber auch kein Ami, soviel ich weiss. Sein Deutsch ist nicht so gut, dafür aber unterhaltsam und verständlich. Und dass er es zumindest versucht, zeugt von Respekt gegenüber dem Land in dem er sich aufhält und der Sprache der Menschen, die seine Gastgeber sind. Jeder ist dann auch gerne bereit, seine Muttersprache zu benutzen, wenn er einmal wirklich nicht mehr weiterkommt.
Warum es eine typisch deutsche Diskussion ist? Es diskutieren in der Hauptsache mal wieder die Extreme miteinander. Die eine Gruppe würde Deutsch am liebsten ganz abschaffen, weil Englisch ja so schön weltmännisch klingt und man sich so wunderbar elitär fühlen kann, wenn einem niemand versteht, die andere Gruppe würde selbst lange eingebürgerte und für jedermann verständliche Begriffe, die schon lange in den deutschen Wortschatz eingegangen sind, wieder durch irgendwelche schwachsinnigen Wortkonstrukte ersetzen.
Ich lebe schon lange in verschiedenen Ländern ausserhalb Deutschlands, aber es nervt mich nach wie vor, wenn in deutschen Fernsehprogrammen und hier speziell in der Werbung, einfachste Begriffe, für die es gute und treffende deutsche Bezeichnungen gibt, unnötig verenglischt werden, so, als würde irgendwas dadurch geadelt oder edler.
Bull sieht das ziemlich gut.
Verfasst: 26.09.2004, 16:18
von viggen
Die Mehrzahl der heute gebrauchten "deutschen" Wörter sind "eingebürgerte" ehemals nicht deutsche Wörter. Das fängt bei der Garage and geht übers Handy (man beachte das Ami oder Briten keinen Schimmer haben was Handy eigentlich ist, da es entweder cellular oder mobile heisst) bis hin zum Ingenieur.
Zuerst war es die Altgriechische Sprache dann der lateinischen Einfluss, später im Mittelalter war es en vogue französische Wörter zu verwenden und nun halt Englisch, der Ansatz ist doch immer der Gleiche, ein Fremdwort wird verwendet, und geformt so lange bis es eines der unsrigen ist.
Kein Ami regt sich auf wenn man deutsche Wörter wie Angst, Rucksack oder Bretzel verwendet, oh und sogar bei Google.com gibts den Zeitgeist...
Eine lebende Sprache lebt eben, während eine tote (Latein) nicht...
mfg
viggen
Verfasst: 27.09.2004, 11:09
von tron
viggen hat geschrieben:Die Mehrzahl der heute gebrauchten "deutschen" Wörter sind "eingebürgerte" ehemals nicht deutsche Wörter. Das fängt bei der Garage and geht übers Handy (man beachte das Ami oder Briten keinen Schimmer haben was Handy eigentlich ist, da es entweder cellular oder mobile heisst) bis hin zum Ingenieur.
Zuerst war es die Altgriechische Sprache dann der lateinischen Einfluss, später im Mittelalter war es en vogue französische Wörter zu verwenden und nun halt Englisch, der Ansatz ist doch immer der Gleiche, ein Fremdwort wird verwendet, und geformt so lange bis es eines der unsrigen ist.
Kein Ami regt sich auf wenn man deutsche Wörter wie Angst, Rucksack oder Bretzel verwendet, oh und sogar bei Google.com gibts den Zeitgeist...
Eine lebende Sprache lebt eben, während eine tote (Latein) nicht...
mfg
viggen
Unterschrieben.
Sprache ändert sich. Wir leben in einer Zeit in der sich alles immer schneller beschleunigt
Das kann kein konservativer Redaktionär aufhalten. Der Evolutionsprozess ist im vollen Gange.
