Entschuldigt meine Gegenmeinung.
Den Streik und die damit verbundenen Straßenverhältnisse und Müllberge vor den Häusern finde ich auch nicht sonderlich amüsant.
Aber habt Ihr schon mal die Hintergründe von ver.di gelesen?
https://www.verdi.de/tarifbewegung/komm ... intergrund
Und nun versetzt Euch in die Lage der Beschäftigten.
- Sie sollen länger arbeiten ohne dafür entschädigt zu werden. Würde jemand von Euch das einsehen?
- Wir rechnen nach und stellen fest, dass die Angestellten lediglich 8 Minuten pro Tag mehr arbeiten würden. Aber in Wirklichkeit sind es doch heute schon mehr. Oder meint Ihr ein Straßenarbeiter stellt z.B. den Schneeräumer exakt zu Schichtende auf dem Seitenstreifen ab. Es geht nicht um 8 Minuten am Tag.
- Lohnerhöhungen waren in den letzten Jahren nicht drin. Viel mehr wurden die Löhne an manchen Stellen noch gekürzt.
In den Industrie-Staaten herrscht die Meinung, dass die Wirtschaft das wichtigste ist und der Mensch höchstens an Platz 2 oder noch später kommt. Warum entwickeln sich die Geburtsraten wohl so dramtisch zurück? Weil es fast unmöglich ist ein Kind zu "bezahlen". Längere Arbeitszeiten, längere Arbeitswege und weniger Geld... wer soll so als intakte Familie leben?
Ich finde sehr wohl, dass es Zeit ist den Wirtschafts-Entscheidern (allen voran der Staat/die Komunen selber) mal ein deutliches Signal zu geben. Und mit diesem Streik wird dies erstmalig laut in Deutschland getan. In einem Staat muss es um die Menschen gehen - und zwar um alle, nicht nur die Reichen und Selbstständigen. Das das eine wirklich schwierige Aufgabe ist, keine Frage. Aber solange man sogar nicht in entgegen gesetzter Richtung wirkt, wird es nicht leichter.
Zugegeben, was die Gewerkschaften oftmals verlangen ist wirklich zu viel. Aber in diesen Zeiten bin ich stolz auf die Streiker, die endlich mal bezeugen, dass die Wirtschaft nicht nur auf Kosten der Menschen und Ihrer Lebensqualität basieren darf. Dann kann man nämlich nicht mehr von einer funktionieren Wirtschaft sprechen und wir sollten alle zurück auf die Felder gehen und Landwirtschaft betreiben.
Bitte argumentiert nicht mit Klischee gegen mich. Ich bin nicht arbeitslos, ich verdiene genug Geld um schuldenfrei zu leben, ich bin nicht in der Gewerkschaft und ich bin kein Anarchist. Aber sehen wir in Deutschland nicht den Verfall an allen sozialen Ansätzen? Und nehmen wir das einfach als Zeichen der Zeit hin? Nein, die Wirtschaft funktioniert nicht human genug und das Ergebnis begegnet uns jeden Tag in den Nachrichten und in der Nachbarschaft...
Und sagt mir nicht, dass es jedem selber überlassen ist, wie und wo er lebt. Das ist eine oberflächliche Ausrede, die wir nur zu gerne nutzen um alle Verantwortung für unser eigenes Land von uns zu weisen. Bei Licht getrachtet haben eben nur sehr wenige wirklich die Wahl, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen, wenn Sie in eine Gemeinschaft wie ein Staat eingebunden sind. Bei über 80 Mio. "Selbstverwirklichern" bleibt die Masse eben auf der Strecke.
Gebeuteltes Deutschland, so von oben betrachtet.