Nun ja, man kann halt inzwischen auch mit CMS "professionelle Communities oder Portale aufbauen", die genau 0 € kosten - zumindest die Lizenz. Die individuelle Anpassung und der Einbau der Komponenten, die man benötigt, das kostet dann allerdings noch mal eine Stange Geld an denjenigen, der's macht.
Selbst oder gerade die freien CMS haben nicht zuletzt durch den Einsatz ihrer Gemeinde einen dermaßen großen potenziellen Funktionsumfang (Zusatzmodule), dass im Prinzip kein Wunsch mehr offen bleibt, denn alles, was jemand auf einer von zig- oder hunderttausenden Websites irgendwann mal benötigt hat, wurde entwickelt und in vielen Fällen anschließend der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
Insofern würde es schwierig werden, die Nische oder das Killerfeature zu finden, das die Leute dazu bringen würde, genau Dein System zu nehmen - das noch keiner kennt und mit dem noch keiner Erfahrung hat - und dafür viel Geld zu bezahlen.
Ich persönlich gehe davon aus, dass die kommerziellen CMS Auslaufmodelle sind, die auf dem Markt etablierten sich evtl. halten können, aber für Neulinge sehe ich da im Prinzip keine Chance.
Du musst auch mal bedenken, dass in ein professionelles CMS (ob kommerziell oder OS) viele Mannjahre reinfließen und Du das nicht mal eben in einer Woche oder einem Monat runtercoden (lassen) kannst und anschließend nur noch das Geld zu zählen brauchst. Selbst eine größere Entwicklergruppe braucht für nur die nächsthöhere Version eines CMS schon z.B. 2 Jahre (NUR der Core!).
Du wirst also evtl. etwas relativ Beschränktes schaffen können, einen starren Rahmen, und da kann ich Dir jetzt schon sagen, dass das kaum einer brauchen kann, außer Leuten, die eine fertig vorkonfigurierte Lösung von der Stange suchen, einfach zu installieren und bedienen, aber ohne jegliche Individualität. Vergleichbar mit einer Wordpress-Standardinstallation.
Ich merke das gerade an einer relativ kleinen Kundenseite, wo der Kunde aber eben doch ganz bestimmte Vorstellungen hat, die er gern umgesetzt hätte. Kann Dein CMS das nicht - Pech gehabt!
Ich kann TheRob nur beipflichten, versuche es mit Dienstleistungen drumherum! Ich selbst hab ja inzwischen meine Liebe zu Drupal gefunden, für Typo3 gilt Ähnliches: Diese Systeme sind hochkomplex und ich würde sie durchaus, obwohl OS, professionell nennen. Ein Laie versteht da erstmal Bahnhof. Ich kann jetzt nur für Drupal sprechen, der Core ist ziemlich nackt und unintuitiv (wird aber mit Version 7 besser). Im Prinzip muss man sich selbst einmal richtig das Verständnis erwerben oder jemanden bezahlen, der sich damit auskennt, dann ist damit alles möglich, was man sich nur vorstellen kann, gerade auch im Community-Bereich oder in Sachen Multimedia-Einbindung.
Man kann also für Kunden hochkomplexe (oder auch einfachere, auch da gibt es Bedarf) Sites und Portale bauen und dabei das halbe System umcoden (gut, im Core wurschtel ich nicht rum, aber das ist aufgrund der intelligenten Konzeption zum Glück auch nicht notwendig), man kann Schulungen anbieten etc., Drupal-optimiertes Webhosting ...
Die Drupal-Erfinder haben auch ihre eigene Firma drumherum laufen, die gehen demnächst sogar in Richtung SaaS.
Also, was sollte ein gutes CMS haben? Es sollte (durch Module) flexibel sein, um sich den manchmal fast abstrusen Kundenwünschen anzupassen. Es sollte so konfigurierbar sein, dass es zumindest für den Enduser einfach und intuitiv zu bedienen ist und er nix kaputt machen kann, ein feingranuliertes Rechtemanagement (beliebig anlegbare Rollen, die eigene/auch fremde/gar keine Inhalte des Typen a, b, c, d, e ... anlegen/editieren/löschen/sehen/kommentieren können) kann etwas ganz Tolles sein.
Multimedia-Inhalte sollen unkompliziert eingebunden und dargestellt werden können, am besten auch optisch ansprechend (Lightbox, Vollbild).
Ggf. Möglichkeiten für Shopeinbindung, Premiumbereich. Beliebige Datenbankinhalte sollten darstellbar und einfach administrierbar sein.
Dann natürlich auf möglichst vielen Plattformen lauffähig, skalierbar und nicht allzu ressourcenhungrig, ggf. mit gutem Caching.
Und so sicher wie möglich, d.h. sicherheitstechnisch durchdacht, schnelle Patches und Updates, wenn möglich einigermaßen automatisch (zumindest mit automatischer Benachrichtigung).
So, und dann mal ein paar durchaus professionelle Drupal-Auftritte (für Typo3 und andere Systeme kann ja jemand anders Beispiele posten):
https://amnesty.org
https://www.swtor.com (Star Wars MMPORG von Lucasarts)
https://robbiewilliams.com
https://corp.aol.com
https://research.nokia.com
https://www.cnngo.com
https://java.net (haha, und das, obwohl Drupal in PHP geschrieben ist!)
https://www.emmys.com
https://www.observer.com
https://myplay.com (Sony)
https://www.mtv.co.uk
https://lindenlab.com
https://teen.secondlife.com
und seit einer guten Woche auch:
https://www.whitehouse.gov
einige US-Ministerien sowieso schon länger, und auch diverse Unis hierzulande und in den USA und anderen Ländern, und sowieso noch ganz viele weitere ...
Fazit: MEIN Traum-CMS gibt's schon - bis man damit etwas Professionelles aufgebaut hat, kommt man da aber auch leicht in den 4-, 5- oder noch höherstelligen Bereich einfach nur für die Implementierung. Aber das gilt sicher auch für andere CMS oder Software allgemein, es muss immer auf den Kunden und seine Ansprüche zurechtgeschnittern werden. Sonst gäb's ja auch nicht so viele SAP-Berater etc.
Es kommt daher auch für richtig dicke Kunden gar nicht darauf an, ob und was ein CMS kostet, sondern was es kann, und da muss man sich mittlerweile an richtig dicken Funktionsumfängen und einem Höchstmaß an Flexibilität messen lassen.
Oder Du brauchst einfach ein paar gute Vertriebler, die es den Entscheidern bei irgendwelchen Mittelständlern gut verkaufen können. Schafft ein Webdesign-Anbieter aus D'dorf auch immer wieder, einfachste Seiten zu völlig überteuerten Preisen den Kunden anzudrehen.