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Erste TECHTIDE Konferenz – Niedersachsens Fachleute diskutieren die Zukunft der Digitalisierung

Wenn es um Digitalisierung geht, stehen sich Regierungen und Unternehmensverbände oft in kopfschüttelndem Unverständnis gegenüber. Den Unternehmen geht es nicht schnell genug. Sie   fordern von der Politik unterstützende Infrastrukturmaßnahme und ansonsten am besten pauschale Zustimmung und Nichteinmischung. Regierungen wittern zügellose Wildwest-Mentalitäten, befürchten soziale Verwerfungen und versuchen ihren Einfluss durch Regelungen zu sichern, die bei Erlass aber oft schon wieder veraltet sind. Die Balance zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gerät in Gefahr.

Genau diese Balance will das Land Niedersachsen mit seiner Digitalstrategie bewahren. Die Maßnahmen sollen den Wandel der Wirtschaft durch die Digitalisierung fördern, Hindernisse beseitigen und die gesellschaftlichen Folgen ins Positive wenden. Die Chancen sollen genutzt, die Risiken minimiert und das Verständnis für den Wandel und füreinander soll gestärkt werden. Verständnis braucht Dialog und deshalb hat Niedersachsens Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung die Initiative zur neuen Konferenz TECHTIDE ergriffen, die am 3./4.12.2019 im Convention Center des Messegelände Hannover zum ersten Mal stattfand.

Der Gesprächsbedarf ist wohl tatsächlich gewaltig, denn statt der erwarteten 500 kamen weit über 1000 Fachleute zur ersten TECHTIDE, deren Wiederauflage der Nds. Minister für Wirtschaft und Digitalisierung angesichts des großen Interesses schon bei der Eröffnung versprach.   In sechs parallelen Tracks diskutierte die TECHTIDE wichtige Digital-Themen wie Industrie 4.0, Zukunft der Arbeit, Nachhaltigkeit, Digitale Zukunft 2030, Cybersicherheit/Datenschutz und Künstliche Intelligenz.

Die Präsentationen niedersächsischer Start-ups machte das Thema Digitalisierung auch unmittelbar erlebbar. Oft sind Start-ups Treiber des digitalen Wandels, weil sie aus Forschungsprojekten heraus neue Produkt- oder Prozessentwicklungen mit digitalen Effizienzgewinnen auf den Markt bringen. Startups aus der VentureVilla  sowie dem Student Accelerator „Robotics and Automation“ der Leibniz Universität Hannover präsentierten im Workshop „Start-up – Buzzword oder Zukunft der Wirtschaft?“ ihre Technologien in den Bereichen „Industrie 4.0“, „Digital Factory“ und „Smart Production“.

Die AgTech-Unternehmensgründer rund um das das Osnabrücker Startup-Zentrum Seedhouse zeigten auf beeindruckende Weise, wie unter dem Stichwort „Smart Farming“ die Digitalisierung die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie verändern wird. Die Plattform „HAIP“ erkennt Pflanzenkrankheiten mittels neuer Technologien, kombiniert mit KI, schneller. Die Landwirte können dank digitaler Landmaschinen betroffene Teile von Feldern gezielter und schonender behandeln. Saatgut wird vom Start-up „SeedForward“ mittels neuer Analyse- und Behandlungstechniken ummantelt und für den Einsatz unter veränderten Klimabedingungen optimiert.   Und der Insektenburger des Start-ups „Bugfoundation“ ist eine schmackhafte Antwort auf die wachsende Weltbevölkerung, die mit Fleisch bald nicht mehr satt zu bekommen sein wird.

Bugfoundation kann auch dank eines Investments der großen Fleischmarke „Wiesenhof“ schnell wachsen. Wiesenhof experimentiert seit längerem mit veganem Fleischersatz, Insekten als Nahrung und Fleisch aus Laborzellen und investiert in erfolgversprechende Start-ups in diesen Bereichen. Es ist ein gemeinsames Kennzeichen der vorgestellten erfolgreichen Start-ups, dass sie frühzeitig Kooperationspartner in der etablierten Wirtschaft gesucht haben. Sowohl mit etablierten Industrieunternehmen ihrer Branche, aber auch mit den inzwischen 10 Gründerzentren, die in Niedersachsen Beratung und Förderung anbieten. Auch mit   Marketing- und   SEO-Agenturen, die z.B. den Markenaufbau und den Weg in die Internationalisierung unterstützen, und mit Branchenverbänden, die mit ihren Netzwerken Kontakte vermitteln und so weitere Win-Win-Situationen eröffnen können, wurden Kooperationen eingegangen.

„Cybersicherheit“ ist weiteres Digitalisierungs-Thema, nicht nur ein Thema für Start-ups, sondern für jedes Unternehmen. Wie Verfassungsschutz-Mitarbeiter Markus Böger deutlich machte, ist leider auch in diesem kriminellen Bereich der digitale Wandel in vollem Gange und mittlerweile werden Unternehmen jeder Größe bedroht, erpresst, gefährdet. Gegen die immer perfekteren Methoden hilft Technik nur noch bedingt. Wichtig ist die Einführung einer Kultur der digitalen Aufmerksamkeit im gesamten Unternehmen, damit Angriffe schnell erkannt und abgewehrt werden können. ABAKUS-Geschäftsführer Kamillo Kluth empfiehlt nicht nur die IT-Techniker, sondern auch SEO-Teams zum Thema Cybersicherheit zu schulen. Eine durch einen erfolgreichen Angriff abgehängte Website kann z.B. für Online-Shops schnell zu hohen Verlusten führen.

Der Nds. Verfassungsschutz empfiehlt den Unternehmen erheblich mehr Anstrengungen in Cybersicherheit zu stecken. Welche Schutzmaßnahmen planen Sie 2020 umzusetzen?

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