Beitrag
von Leisenberg » 03.01.2008, 10:59
Ich möchte zunächst allen, die so rege zum Thema SEO vs. SMO diskutiert haben, danken. Die zum Teil recht emotionalen und subjektiven Beiträge zeigen nur, wie wichtig und interessant die Thematik ist. Ich möchte gern ein paar zusätzliche Bemerkungen machen:
Zunächst wurde das Verhältnis von SMO und SEO an diskutiert. Dazu gibt es in relevanten Quellen unterschiedliche Ansichten.
Dieses Verhältnis, je nachdem wie es gesehen wird, drückt doch aber nicht die Überlegenheit des einen Verfahrens über das andere aus. Die Relation ist beim gegenwärtigen Stand der noch nicht abgeschlossenen wissenschaftlichen Diskussion doch eher Ausdruck unterschiedlicher Perspektiven. Meine gegenwärtige Perspektive ist geprägt von der Annahme, dass Kommunikation in einem großen Netzwerk zunächst als sozialer Prozess aufzufassen ist. Zu Zwecken des Online – Marketing ist dieser Prozess auf ein bestimmtes Kommunikationsziel hin zu optimieren. Diese Optimierung unterliegt unterschiedlichsten Einflüssen – von denen manche z.B. durch die Optimierungsregeln nach Bhargava andere wiederum nach den Regeln der SEO beeinflussbar sind. Wichtig ist, dass sie gemeinsam auf den Prozess einwirken.
Das wichtige Argument, dass am Ende SMO Auswirkungen auf SEO hat ist richtig, bestätigt aber nur die Vernetztheit der Abläufe. SEO hat ebenso Rückwirkungen auf SMO: SERPs können per Mashup in Community- Portalen erscheinen und darüber den sozialen Prozess beeinflussen. Ich gehe daher davon aus, dass manche persönliche Sicht in diesem Forum von einen anderen Perspektiven geprägt ist. Jede Münze hat zwei Seiten.
Zur Frage „SEO am Ende – oder nicht“: Ich denke, meine Ausdrucksweise im sehr kurzen und nicht wissenschaftlich angelegten WIWO- Interview war vielleicht etwas missverständlich. Daher versuche ich eine Klarstellung: SEO durchlief eine Reihe von Entwicklungsschritten, die ihrerseits eng an die technische Entwicklung der Suchmaschinen und die algorithmische Evolution der Verfahren gekoppelt waren. Und ich meine, dass wir hier nunmehr einen Zwischenschritt erreicht haben, der im Sinne der „Negation der Negation“ eine neue Qualität hervorbringen muss. Also – einfach ausgedrückt – ich meine mit „Ende“ nicht „Schluss“, sondern „Abschluss“ vor dem nächsten Schritt.
Worin könnte also der nächste Schritt der SEO- Entwicklung bestehen? Lassen Sie mich nur einen einzigen wichtigen Gesichtspunkt beleuchten: Gegenwärtige implementierte Algorithmen berücksichtigen m.E. die Semantik nicht. Trotz intensiver wissenschaftlicher Anstrengungen ist es nicht gelungen, praktikable Verfahren bereitzustellen. Einerseits mangelt es an handhabbaren Ontologien andererseits an entsprechenden Modellen. Neueste Entwicklungen aus dem WEB 2.o scheinen aber zu interessanten Lösungen zu führen. Über das Tagging verbinden User ihre eigene Semantik mit Objekten. Der soziale Prozess führt dann u.a. zur Herausbildung von Folksonomies.
Diese Folksonomies kombiniert mit algorithmischer Suche können in der Tat zu einer Form der semantischen Suche führen. Denken wir nur daran, dass Audio- und Video- Inhalte m.E. nur durch Metadaten, z.B. Tags, beschreibbar sind. Die momentan noch eingeschränkte Nutzung von Tagging und Social Bookmarking, insbesondere im europäischen Bereich, ändert nichts am Prinzip.
Nun zu der Frage, ob „SMO geeignet ist, um Verkäufe zu generieren“. Ich bin kein Marketing- Experte, sondern Informatiker. Dennoch, es liegen empirische Ergebnisse vor, die vermuten lassen, dass SMO durchaus Käuferverhalten beeinflusst. Denken Sie doch auch an die Rezensionen bei Amazon – ein klassisches Beispiel dafür, dass mit SMO (hier Aufbau von Digital Reputation) der Verkauf beeinflusst wird.
Am Ende ein paar Worte zu meiner im WIWO- Interview journalistisch überspitzten Bemerkung, die Wichtigkeit „bei Google oben zu stehen“, betreffend: Zweifellos generiert SMO zusätzlichen Traffic für Portale. Die Volumina dieser zusätzlichen Datenaufkommen steigen seit einiger Zeit und werden sich auch in Zukunft weiter erhöhen. Unter dieser Prämisse war mein Argument so zu verstehen, dass, auch aus Unternehmenssicht, eine Verlagerung der Online- Marketing- Aufwände von SEO hin zu SMO stattfinden wird. Daher wird es für Unternehmen immer weniger wichtig ....... hauptsächlich oder allein in die Suchmaschinenpositionierung zu investieren. Dass die Suchmaschinenposition dennoch außerordentlich wichtig bleibt, versteht sich von selbst.
Ich freue mich auf die weitere Diskussion!
Manfred Leisenberg