In Bezug auf Werbeanzeigen ist das Internet ja ohnehin irgendwie komisch. Eigentlich dürften diese gar nicht anklickbar sein. Dann könnte man den "echten" Werbeerfolg - also den Markenaufbau - auch besser messen, als immer nur auf die Klickraten zu achten.
Stellt euch mal eine Zeitschrift vor, die nur bis zur ersten interessanten Werbeanzeige gelesen wird. Dank Unterdrückung von target="_blank" (was in neuesten XML-Spezifikationen ja sogar schon verboten ist) wird dem unbedachten Surfer die ursprüngliche Seite geschlossen. Ich glaube nicht, dass die Mehrzahl der User über die rechte Maustaste ein neues Browserfenster öffnen.
Oder Fernsehwerbung: Wenn ich eine Werbung über Kartoffelchips sehe und mich näher über das Produkt informieren möchte, dann schalte ich doch nicht den Fernsehfilm aus und surfe auf die Hersteller-Homepage des Kartoffelchip-Herstellers. Trotzdem wirkt diese Werbung.
Aber im Internet muss ja alles klickbar sein. Früher ging es darum, den User möglichst lange auf der Website zu halten und ihm möglichst viele Werbeeinblendungen zu präsentieren. Am Ende eines Fachartikels standen interne Links, die den User zu ähnlichen Artikeln auf der eigenen Seite führen sollen. Heute stehen am Ende eines Fachartikels AdSense-Links, die den informationshungrigen User dazu animieren sollen, eine fremde Website zu besuchen.
Dadurch steigt der TKP der eigenen Website, aber es sinkt die Anzahl an "Seiten pro User" - und es steigt die Absprungrate, was angeblich auf eine schlechte Qualität der angebotenen Informationen hindeuten soll?
Bei einem Bildarchiv, in dem der User 20 Seiten vor und zurück blättert, um alle Bilder zu betrachten und sich sein Lieblingsbild auszusuchen, ist der TKP niedriger als auf einer Seite, die zu einem bestimmten Thema einen Fachartikel veröffentlicht hat. Dennoch bieten die Werbetreibenden - sofern in TKP verkauft (wie z.B. bei AdScale.de) - für alle Seiten den gleichen (niedrigen) TKP.
Und auch die Klickrate ist in einem Bildarchiv geringer, als bei einem Fachartikel. Dennoch bleibt die Werbewirkung - nämlich die Wahrnehmung der Marke - gleich.
Heute guckt sich ja kaum noch ein Werbekunde die Seite an, auf der er seine Werbung schaltet. Egal ob Google oder AdScale, gebucht wird in der Regel nur nach Kategorien. Und wo die Klickrate nicht stimmt, oder der TKP zu teuer erscheint, wird die Anzeige wieder entfernt.
Wann kapieren die Leute endlich, dass eine Werbewirkung nicht erst durch einen Klick eintritt? Wenn man pro User mehr verdient, als der Klick gekostet hat, dann mag das ja eine interessante Größe sein (z.B. bei Online-Shops). Aber alle Seiten, die sich über Werbung finanzieren, zahlen bei einem eingekauften User-Klick drauf.
Völlig unterschiedliche Bereiche mit völlig unterschiedlichen Zielen werben alle nach dem gleichen Muster. Darum fordere ich die Abschaffung der klickbaren Werbeanzeigen! Und die Abschaffung des PageRanks! Und die Abschaffung sinnloser Statistiken wie Absprungrate, die man so oder so auslegen kann!
Man sollte wieder dazu übergehen, sich einen dauerhaften Bekanntheitsgrad aufzubauen, statt immer nur Klicks zu zählen. Und wenn Werbeanzeigen nicht mehr klickbar sind, dann würden Webseiten auch wieder für User optimiert - und nicht für den schnellen Klick auf eine Werbeanzeige.
Wenn ich meine Webseiten aber so erstelle, dass die Anzeigen zwar wahrgenommen, aber nur selten angeklickt werden, laufen mir die Werbekunden davon. "Die Klickrate hat unsere Erwartungen leider nicht erfüllt".