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von e-fee » 25.04.2011, 15:03
Der Kluge weiß, dass es manchmal sinnvoller ist, einen Taschenrechner zu benutzen - auch dann, wenn er es im Kopf ausrechnen KÖNNTE. Er kann anhand der äußeren Umstände und Gesamtlage die passenden Mittel und Methoden wählen.
Ich habe selbst studiert (und zwar so einige Fächer), habe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis aber auch viele Leute, die nicht studiert haben und in ihrem Leben etwas auf die Beine stellen oder auch nicht. Mein Ex-Freund (immerhin Abi) hatte auch nicht studiert, aber als freiberuflicher SAP-Berater Geld wie Heu verdient (1000 € Tagessatz in Langzeitprojekten, also fast wie Festanstellung).
Ein Studium KANN dazu befähigen, über den Tellerrand zu blicken und zu reflektieren - MUSS aber nicht. Unbekannter, Dein Kumpel da scheint mir zu der zweiten Sorte zu gehören, wenn ich seine Aussagen so betrachte. Woher will er bitte jetzt schon wissen, dass er 1800 netto verdienen wird? Es sei denn, er hat schon einen Vertrag in der Tasche. Aber ansonsten hängt das doch sehr stark von Gegend, Firmengröße oder überhaupt der Einstiegsposition ab. Ganz zu schweigen davon, ob er verheiratet ist und Kinder hat, sprich Steuerklasse. Normalerweise wird im Kontext Einstiegsgehalt immer von Bruttowerten geredet.
Problem ist aber doch mit dem "Arbeiten im Internet", wie Du es planst: Es gibt da einfach zu viele Glücksritter, die blind glauben, dass mit ein bisschen Websites erstellen und dann auf den Cashflow warten alles getan ist. Dankbare Opfer für einen Herrn O. Pott oder dessen amerikanische Pendants, die dort drüben etwas zahlreicher vertreten sind als hierzulande. Da wird hier ein bisschen was über Investment gefaselt, dort etwas über Nischenmärkte, und am besten vermarktet man sowieso seine eigenen "Informationsprodukte". Und die Herren machen dann auch gleich vor wie es geht: Suche Dir ein paar Dumme und verticker denen das lebensverändernde Super-Duper-Geldmach-E-Book für heute nur $ 197 statt regulär $ 347. Weil sie genügend Dumme gefunden haben, haben diese Herren persönlich es dann auch zu einigem Wohlstand gebracht. Ist ja fast auf dem gleichen Level wie MLM.
Und bei Google gibt es einen Thread zu Panda, da verlieren gerade Familien, die auf dieses Modell gesetzt haben, ihr Häuschen, weil der ach so unique, aber anscheinend doch irgendwie halbwegs austauschbare Content nicht mehr (gut genug) rankt.
Ich persönlich finde es vermessen, diejenigen, die immer noch regulären Jobs nachgehen, als blöd zu verurteilen. Gibt ja auch die Arbeitslosen, die sagen "Wer arbeitet, ist blöd, der Staat zahlt doch alles". Denn irgendwer muss immer noch die ganze Infrastruktur am Laufen halten. Irgendwer muss die Produkte herstellen, erfinden etc., die andere Leute aus ihrem Computersessel heraus verkaufen. Wenn auf einmal jeder nur noch Internet-Marketing machen würde: wo wären wir da? DAS ist übrigens eine Sache, die man aus einem Studium z.B. im wirtschafts- oder geisteswissenschaftlichen Bereich durchaus mitnehmen kann. Eine solche Reflexionsfähigkeit ist ohne Studium nicht umöglich, aber schwieriger zu entwickeln. Was aber auch nicht bedeutet, dass jeder Studierte sie besäße.