Da hatte ich doch gerade vor nicht allzu langer Zeit ein Telefonat mit jemandem, für den ich keine Texte schreibe - kein Kunde also, aber dennoch von Fachmann zu Fachfrau.
Derjenige benötigt auch hin und wieder Website-Texte und hat auch schon viele Texter getestet, zu unterschiedlichen Preisen, Agenturen, Textbroker, Einzelkämpfer. Und mir ein wenig von seinen Erfahrungen berichtet.
Und ich habe ihm ein wenig aus meiner Perspektive berichtet - auch wenn das Texten ja nur eine von mehreren Disziplinen ist, in denen ich mich austobe.
Wir kamen zu dem Ergebnis, dass er für einen Website-Text in etwa den Wortpreis zahlt, den ich bei meinen Kunden im Normalfall auch ansetze und der sich irgendwo zwischen den beiden hier genannten Extremen befindet.
Ich hatte auch schon mal einen Kunden, der zu mir sagte: Sie schreiben sehr schön, aber können wir da nicht noch was am Preis machen? Ich habe hier noch weitere Texter, die schreiben auch sehr schön und nehmen aber nur 1 Cent pro Wort. Mag sein. Aber vielleicht ist es ja die Hausfrau, die sich nur nebenbei ein wenig hinzu verdient? Vielleicht sind die Texte lausig recherchiert? Vielleicht ist das Deutsch doch nicht ganz so gut?
Falls in Deinem Fall, Jasmin, die Texte so lausig sind wie der Forenbeitrag (ja, auch ich schreibe hier, wie mir der Schnabel gewachsen ist, dazu stehe ich), sind sie in der Tat auch nicht mehr wert als 1,2 Cent pro Wort. DAFÜR zahlt in der Tat niemand 8 Cent pro Wort.
Manche brauchen eben ihr Geld mehr, als persönlichen Stolz ...
-> Grüße an Cura, Margin und das SEO-Evangelium: An diese Stelle gehört in der Tat kein Komma.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Zehn Texte á 250 Wörter in einer Stunde zu schreiben - vollkommen unrealistisch! Vom Tippen her vielleicht noch, aber man hat dann keine Recherche, keine Gliederung, keine Rechtschreibkontrolle, keinen Feinschliff ... und vermutlich auch kaum sinnvollen, geschweige denn lesenswerten Inhalt produziert.
Und mal ganz ehrlich: Wer schon eine Weile textet, hat natürlich einen gewissen Grundstock an (Fach-)Wissen, auf den er zugreifen kann. Aber man textet eben doch heute zu diesem, morgen zu jenem Thema. Und das bedeutet im Normalfall, dass Recherche notwendig ist - je nach Thema etwas mehr oder weniger. Nur bei sehr wenigen Themen kann man einfach losschreiben. Und - Hand aufs Herz - WENN man es einfach kann, weil die Inhalte zum Allgemeinwissen gehören, wo liegt dann noch der Mehrwert für den Besucher?
Nehmen wir mal ein fiktives Beispiel: Ich schreibe über billige Ferienwohnungen an der Nordsee. Ja meine Güte, damit hätte der Besucher jetzt aber auch GAR NICHT gerechnet, dass es an der Nordsee auch billige Ferienwohnungen (bzw. welche, deren Besitzer denkt, sie seien billig) gibt! Welch ein Erkenntnisgewinn! Und dass die Nordsee ein Meer ist und es da Strände gibt und Wasser nass ist - wer hätte das nur gedacht?
Wenn ich als Texterin jetzt aber je einen Text über alle Nordseeinseln schreiben soll und selbst vielleicht nur mal auf Borkum war - auf allen Inseln sicherlich nicht! - dann ist mein Wissen begrenzt. Und ich muss erst einmal recherchieren: Inselgröße, Sehenswürdigkeiten, Orte, Strände, Geschichte, Campingplätze, Kureinrichtungen. Und die Recherche kostet Zeit, insbesondere dann, wenn ich nicht nur den Wikipedia-Artikel umformuliere.
Im oben angesprochenen Telefonat bekam ich ein Beispiel genannt, in dem der Texter sich anschließend noch über seine eigene schlechte Kalkulation geärgert hat, weil die Recherche so aufwändig war. Dafür waren die Inhalte aber top!
Wenn ein Text Mehrwert schaffen soll, geht es nicht ohne Recherche!
Und dann gibt es noch die Website-Texte, die nicht nur für "Bitte-klick-auf-Adsense"-"Hauptsache-es-rankt"-Seiten geschrieben sind, sondern für Seiten, die den Kunden an Ort und Stelle halten sollen. Die Seite vom Mittelständler, vom Shop, vom Handwerker, vom Unternehmensberater. Dem Kunden soll Kompetenz vermittelt werden, Wertigkeit. Der Kunde soll genau hier kaufen und nicht nebenan. Der Kunde muss hier angesprochen werden. Dadurch kommen noch ein paar weitere Anforderungen an die Texte und Formulierungen hinzu.
Man setzt sich tatsächlich hin und feilt hier und da noch an einer Formulierung, die einen noch stört, anstatt zu denken: "Alle Keys drin, 250 Wörter voll, nächster Text."
Und das ist ein Bereich, in dem man ohne Probleme auch mal 8 Cent pro Wort bekommt - und auch gar nicht weniger bekommen darf, weil man dem Text sonst nicht genug Zeit widmen kann. Bei solchen Anforderungen arbeite ich allerdings meist mit Pauschalpreisen für den ganzen Text oder eine Unterseite, wobei es natürlich schon eine ungefähre Richtlänge gibt.
Zurück zu den 1 Cent pro Wort und dieser komischen Milchmädchenrechnung da oben:
Ein normaler Mensch braucht etwa acht Stunden Schlaf - das kommt bei mir in etwa hin. Wenn ich 8 Stunden schlafe und 15 Stunden wie eine Besessene tippe, habe ich pro Tag noch genau eine Stunde für Duschen, Einkaufen, Essen, Familie, Hobbys ... ach nee, Hobbys hab ich dann natürlich keine mehr!
Hinzu kommt, dass - ebenso wie körperliche Kräfte - auch geistige Kapazitäten begrenzt sind. Man kann nicht 15 Stunden am Stück konzentriert an Texten arbeiten. Geht nicht. Gehen wir lieber mal von 7,5 Stunden am Tag aus. Ist einfacher zu rechnen als 8 Stunden, und wir müssen auch von Zeit zu Zeit mal eine kleine Konzentrationspause einlegen. Schon sind wir nur noch bei 4.500 Euro Monatsbrutto eines Selbständigen. Gehen wir weiter davon aus, dass selbst ein guter Texter bei relativ einfachen Themen auf keinen Fall zehn, sondern nur fünf anständige Texte pro Stunde schreibt. Schon sind wir nur noch bei 2.250 Euro Monatsbrutto eines Selbständigen. Unter der Maßgabe auch hier, dass man in der Lage ist, diese Zeit mit Aufträgen voll auszulasten. Kunden akquiriert und Rechnungen geschrieben habe ich nämlich hier noch nicht. Krank war ich auch nicht, mein Computer darf nicht kaputt gehen, und nach allen notwendigen Sozial- und sonstigen Versicherungen und Steuer bin ich dann irgendwo bei ...
Irgendwo bei akademie.de gibt es einen sehr schönen, frei lesbaren Artikel, der aufschlüsselt, warum der Stundenlohn eines Selbständigen selbst bei bescheidener Lebensweise nicht unter ca. 66 Euro liegen sollte.
Leben kann man das nicht mehr nennen. Mehr als die bei 8 Cent pro Wort angenommenen 4.000 Euro werde ich mit der 1 Cent-Methode auch keinesfalls machen - weil ich eben doch nicht so schnell bin oder Geist und Körper sich vorher verabschieden - wenn nicht heute, dann klappe ich eben morgen zusammen. Hätte ich aber die 4.000 Euro mit der 8 Cent-Methode erwirtschaftet - es wäre sicher schön, wenn ich noch mehr Kunden hätte, die so viel zahlen würden. Ich habe nur ein Achtel der Kunden, brauche aber auch nur ein Achtel. Ich hätte aber durchaus mein Auskommen und noch dazu sehr viel Zeit zur Selbstverwirklichung. Hey, ich müsste nur ein Achtel der Zeit arbeiten! Oder eben Zeit, in der ich eigene Cash-Cows hochziehen kann oder dann doch - Mischkalkulation - für einen netten Kunden mal für 1 oder 2 Cent schreibe.
Zum Glück gibt es auch bei Texten viele Kunden, die ihre Billig-Erfahrungen gemacht haben und die ohne Murren den Wortpreis zahlen (und vielleicht sogar mehr zahlen würden), den ich verlange. Nicht die gesamte deutsche Wirtschaft denkt in den Dimensionen des kleinen( Hobby-)SEO-Krauters, der selbst ums Überleben kämpft, weil er auch bloß Eike heißt, und (siehe anderer Thread) gleich aufschreit, weil eine Programmierfirma doch tatsächlich die Frechheit besessen hat, an ihre eigene Existenz zu denken und für 17.000 Euro dem Kunden ein Kleinanzeigenportal zu programmieren, wo es doch an jeder Ecke ein kostenloses Script dafür gäbe.
(Ja, ich weiß, das ist ein wunderbarer Schachtelsatz!)
Man kann natürlich in Sachen Stundensatz noch von Angebot und Nachfrage sprechen und sich sagen: Warum mehr bezahlen, wenn es auch Eike gibt? Wenn aber alle Texter - Texter wird ja mittlerweile wirklich jeder, selbst bei grottiger Rechtschreibung - mal hingehen würden und ihre Stundensätze durchkalkulieren und auf ein einem Selbständigen angemessenes Niveau anheben würden ... tja, dann würden wohl drei Viertel der SEOs hier im Forum doof aus der Wäsche gucken und sich ein anderes Geschäftsmodell suchen, und es gäbe endlich nicht mehr so viele unsägliche uninformative Schrott-Websites und Pseudo-Pressemitteilungen.