solars hat geschrieben:mgutt hat geschrieben:
Naja aber sowas ist doch einleuchtend:
Wenn einer 99% der Zeit in einem Autoforum verbringt und dann nen Urlaub bucht und sich über das Zielland informiert, ist eine Autowerbung in diesem Moment wohl offensichtlich fehl am Platze.
genau dieses schwarz/weiss denken hab ich gemeint.
denkst du google wertet dann nur noch die interessen aus? und der seitencontext spielt keine rolle mehr?
das ist eine ganz natuerliche entwicklung in der technologie, in anderen bereichen, vorallem der forschung verwendet man sowas schon laenger.
Es könnt auch folgendes eintreten:
User A surft zu 99% auf Auto-Seiten, kommt dann auf die Griechenland-Seite. Die Werbung könnte sein "Mietwagen in Griechenland mieten". Passt doch, oder?
User B surft zu 99% auf Reisen zum Thema Rundreisen, Reiseberichte, Senioren, usw, kommt auf die Griechenland-Seite und sieht Werbung für "Stadtrundfahrten in Griechenland". Passt auch, oder?
Die 100% passende Werbung wird es niemals geben. Aber je mehr man über eine Browser-Nutzung (ich sage bewusst nicht "Person") weiß, umso genauer kann man die Anzeigen schalten. Dazu müssen natürlich auch Anbieter von Griechenland-Stadtrundreisen etc. als Werbekunden vorhanden sein.
Ich habe zum Beispiel eine sehr themenaffine Seite, auf der es unter anderem eine Bastelanleitung für Kinder gibt, wie man aus Salz und Kreide eine schöne Teelicht-Kerze basteln kann. Es geht hauptsächlich um Kinder und Basteln, doch was wird dort überwiegend angezeigt? - Richtig: Onlineshops, wo man Kerzen KAUFEN kann.
Mit Interessenbezogener Werbung würde AdSense merken, dass dort überwiegend Mütter unterwegs sind und das Thema viel eher "Kinder" und "Basteln" sein sollte, als "Kerzen".
Solche Beispiele habe ich haufenweise. Und ich persönlich würde Google sogar meine Interessen mitteilen, um selber passendere Anzeigen zu sehen. Denn für mich ist Werbung nur dann störend, wenn ich zum 100. Mal etwas sehen muss, was mich überhaupt nicht interessiert. Bei Themen, die einen interessieren, wird Werbung schnell zu einer Information. Ich habe schon so manch gute Seite über ein Werbebanner gefunden.
Oder nehmen wir meine Seite Bilderkiste.de .... dort gibt es ja bekanntlich Cliparts und Fotos zum herunterladen. Welche Werbung wird dort eingeblendet? - Richtig: Überwiegend von anderen Clipart-Sammlungen. Ich kann also entscheiden, ob ich meine User zur Konkurrenz schicke, oder ob ich auf die dringend benötigten Einnahmen verzichte. Viel lieber würde ich dort Anzeigen zum Thema Webdesign oder Powerpoint-Präsentationen anzeigen lassen. Das ist nämlich die eigentliche Zielgruppe. Die einen User laden sich die Grafiken für ihre Website herunter, die andere Gruppe lädt sich die Grafiken für Powerpoint-Präsentationen herunter. Und in der Rubrik "Malvorlagen" wiederum gibt es überwiegend Mütter, die Ausmalbilder für ihre Kinder herunter laden wollen.
Alles sehr themenaffin, es wird meist auch thematisch passende Werbung gezeigt (Thema der Seite: Clipartsammlung, Thema der Werbung: Clipartsammlung, oder andere Rubrik: Thema Foto bringt Werbung für Digitalkameras .... nur die User, die Fotos für ihre Website suchen, sind keine Fotografen, die suchen lizenzfreie Fotos, keine Digitalkameras), aber was fehlt, ist die Kreuzverbindung. Wofür INTERESSIEREN sich die User, die meine Seite besuchen? Von daher ist die interessenbezogene Werbung durchaus mal einen Versuch wert.
Das Problem, dass ich dabei noch sehe, ist folgendes: Es gibt Seiten, die überproportional oft aufgerufen werden, z.B. auch dieses Abakus-Forum. Andere Seiten, wie z.B. ein Grafik-Archiv, bietet eher einen einmaligen "Nutzen". Dort surft man nicht hin, um sich zu informieren, sondern wenn man "mal" eine Grafik downloaden will. Und wie oft kommt das vor?
Die Gewichtung stimmt also nicht. Auf der anderen Seite weiß ich auch nicht, wie feinfühlig das System arbeitet. Auf Auto-Seiten z.B. bin ich so gut wie gar nicht zu sehen und Werbung von Autoscout & Co. prallt wirkungslos an mir ab. Wirkungslos? Nicht ganz ... immerhin ist mir der Name ein Begriff, auch wenn ich solche Anzeigen nie anklicke.
Wenn die interessenbezogene Werbung ein Schritt in die Richtung ist, dass nicht mehr der Klick im Vordergrund steht, sondern der Branding-Effekt, kann ich die interessenbezogene Ausrichtung nur begrüßen. Denn bis auf Online-Shops, die direkt etwas verkaufen wollen, sind Klicks nichts weiter als ein Messinstrument, um heraus zu finden, ob die Anzeige bei der richtigen Zielgruppe geschaltet wird. Es wird davon ausgegangen, wer oft klickt, der interessiert sich dafür. Wenn ich aber weiß, dass die Werbung nur an eine bestimmte Zielgruppe ausgeliefert wird, treten die Klicks in den Hintergrund. Mir wäre es sogar am liebsten, wenn ich sagen kann: Die immer gleichen 1.000 User sollen 1x täglich mein Werbebanner sehen. Klicks sind mir nicht sehr wichtig, da ein Klick immer mehr Geld kostet, als der User durch AdSense wieder einspielt. Was ich - und die meisten werbefinanzierten Seiten - brauche, ist Bekanntheitsgrad. Und was schon seit Jahren in Printmedien und Fernsehen stimmt, hat auch im Internet seine Richtigkeit nicht verloren: Einmal ist Keinmal. Der "schnelle Klick" bringt zwar "schnelle User", aber wenn man die User nicht regelmäßig erreichen kann (weil die Werbung mehr oder weniger nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird, wenn man nicht soviel bucht, dass man auf allen Webseiten zu einem Thema 24h am Tag erscheint), wird die Seite auch schnell wieder vergessen. Ich erinnere mich manchmal noch an Seiten, die ich vor 10 Jahren mal genutzt hatte und bin erstaunt, dass es diese Seiten immer noch gibt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aus Sicht eines Advertisers ist mir eher daran gelegen, eine kleine Personengruppe regelmäßig zu erreichen, als eine große Personengruppe nur 1x zu erreichen. Das senkt zwar die Klickrate, aber wer für den Brandingeffekt werben möchte, der bucht seine Anzeigen ohnehin als TKP.
Und wenn AdSense jetzt mit der interessenbezogenen Ausrichtung in genau diese Richtung geht, was sollte daran schlimm sein? Im Fernsehen sehe ich in der Werbepause von GZSZ ja auch nicht nur Werbespots von anderen Soaps, sondern auch für Waschmittel, Schokocreme und Süßigkeiten. Bei GIGA hingegen sehe ich keine (oder fast keine) Werbung für Waschmittel, sondern für Erlebnis-Urlaub. Hat ja auch nichts mit Computerspielen zu tun.
Google hat uns beigebracht, dass die Werbung zur Seite passen muss. Das stimmt aber nicht. Werbung muss zum Interessenten passen. Google hat uns beigebracht, dass nur Klicks wichtig sind und Einblendungen nichts bringen. Auch das stimmt nicht. (Regelmäßige) Einblendungen sind wichtiger als der einzelne Klick.
Das alles waren nur Hilfsmittel, um die Interessen der User abschätzen zu können. Wer auf einer Seite über lizenzfreie Fotos unterwegs ist, interessiert sich für Fotos, also bekommt er Werbung von Digitalkameras zu sehen, nicht von preiswerten oder schnellen Webhosting-Anbietern für seine Website, für die er die Fotos sucht.
Warum also ist das Geschrei so groß, dass Google jetzt versucht, die Zielgruppe genauer zu bestimmen? Habt ihr Angst davor, dass keine zum Seitenthema passenden Anzeigen zu sehen sind? Na und? In der Fernsehzeitschrift wird auch nicht nur für Videotheken geworben. Am Ende zählt doch nur das Geld. Es werden weiterhin die Anzeigen verwendet, die am meisten Kohle bringen. Die interessenbezogene Ausrichtung ist neben Seiten-Thema und Klickrate doch nur ein weiterer Baustein im Puzzle...