mgutt hat geschrieben:Klar ist Branding gut, aber Branding bringt bei Adsense kein Geld.
Daher würde ich bevorzugen, dass Werbung nach Interessensgebieten nur auf TKP-Basis angeboten wird. Und nur dann geschaltet wird, wenn sie meinen normalen Einnahmen-Schnitt übersteigt.
Genau diese Denkweise ist das Problem, welches ich angesprochen habe: Google hat den Publishern und Advertisern einer solchen Gehirnwäsche unterzogen, dass man wirklich glaubt, die Anzeigen würden pro Klick bezahlt. Aber das stimmt nicht.
Es werden nicht die Anzeigen eingeblendet, die am meisten geklickt werden, sondern es werden die Anzeigen eingeblendet, die pro 1.000 Einblendungen am meisten Kohle bringen. Ein einziger Klick pro 1.000 Views zu 5,- Euro kann mehr bringen als 100 Klicks pro 1.000 Views zu 2,5 Cent pro Klick.
Egal ob interessenbezogen oder contentbezogen: Wir verdienen unser Geld nicht dadurch, dass die Anzeigen möglichst oft angeklickt werden, sondern dadurch, dass im Zusammenspiel aus Klickpreis, Anzahl der Einblendungen und Anzahl der Klicks zusammengerechnet pro 1.000 Einblendungen das maximale Ergebnis herausgeholt werden kann.
Wenn nun interessenbezogene Werbung angezeigt wird, die aber wirklich NIE geklickt wird (oder die Klickpreise zu niedrig sind wie im Beispiel Finanzen vs. Auto), ergibt sich ein niedrigerer TKP, als wenn Google contentbezogene Werbung zu deiner Finanzseite anzeigt. Klar wird es am Anfang eine "Lernphase" geben, aber langfristig wird Google schon wissen, welche Anzeigen auf welcher Seite funktionieren und welche nicht.
Die interessenbezogenen Anzeigen sollen die bisherigen contentbezogenen Anzeigen doch ergänzen, nicht ersetzen. Es ist lediglich ein zusätzlicher Faktor, der bei einigen Seiten höhere Einnahmen generieren kann. Nicht jeder betreibt eine Finanzseite mit einem TKP von 50,- Euro. Wenn bei dir Finanzanzeigen einen TKP von 50,- Euro bringen, wird Google wohl kaum Autowerbung dort schalten - höchstens mal zu Testzwecken.
Wenn aber ein Advertiser sagt "ich möchte Branding-Werbung schalten", dann wird er einen höheren TKP oder CPC wählen, wenn er weiß, dass er User zu einem ganz bestimmten Thema erreicht.
Nehmen wir mal wieder meine Seite Bilderkiste.de (Grafikarchiv). Wenn ich per Google AdSense werbe, erscheint meine Werbung auf anderen Grafikseiten. User anderer Grafikseiten suchen aber keine Cliparts, denn sie haben sie ja bereits gefunden. Sinnvoller wäre meine Anzeige aber auf Seiten, die sich mit dem Thema "Webdesign" beschäftigen, und das am besten noch auf Anfänger begrenzt, die ihre Webseiten noch richtig schön mit bunten Bildchen vollkleistern. Also bleibt mir nur die Möglichkeit, über Placements zu gehen. Das ist aber sehr umständlich, denn ich muss mir jede Website genau ansehen und weiß am Ende auch nie so genau, in welcher Ecke die später versteckt sind, oder wie oft sie der einzelne User sieht.
Darum buche ich inzwischen immer öfter über AdShopping.com, dort kann ich eine fest definierte Werbefläche für z.B. 30 Tage exklusiv zum Festpreis belegen. Bei AdWords erreicht man viele User, aber leider nicht sehr oft. Bei AdShopping habe ich die Möglichkeit, mich auf einer bestimmten Website exklusiv (auf die einzelne Werbefläche bezogen) zu präsentieren, so dass sich bei wiederkehrenden Usern ein Branding-Effekt einstellt. Das Geld, welches ich bei AdShopping ausgebe, können die AdSense-Teilnehmer aber nicht mehr verdienen.
BTW: Weiter unten schrieb jemand, dass ihm die "Level-R-Anzeigen" zum Hals heraushängen. Aber würde er die Level-R-Anzeige kennen, wenn sie ihn nicht "verfolgen" würde? Gamigo-Games erreicht den Branding-Effekt dadurch, dass sie so viel Kohle in Werbung investieren, dass der User gar nicht an den Anzeigen vorbei kommt. Ähnlich wie bei der Fernsehswerbung, die auf allen Kanälen gebucht wird. Ein einzelner Spot zu 20.000,- Euro bringt nichts, eine breit angelegte Werbekampagne zu 20 Millionen Euro sehr wohl. Das Problem bei Fernsehwerbung oder auch Zeitschriftenwerbung ist, dass ich immer "alle oder keinen" buchen muss. Und für "alle" fehlt mir ganz klar das Geld.
Wenn mir AdSense in Zukunft anbieten wird "Lieber Advertiser, wir kennen jeden einzelnen User (wenn auch nicht persönlich, sondern nur sein Cookie). Daraus können wir dir z.B. 100 User zusammenstellen, die du gezielt bewerben kannst", dann finde ich das toll.
Der Schritt von interessenbezogenen Anzeigen hin zu Nutzer-Bezogenen Anzeigen ist dann nicht mehr weit. Es wird mit Sicherheit bald möglich sein, ähnlich wie bei einem Newsletter, gezielt die immer gleichen User anzusprechen. Dabei konkurrieren die Anzeigen aber noch immer untereinander, so dass der ausgewählte User nur dann meine Anzeige sieht, wenn der eCPM (also der gebotene oder errechnete TKP) höher ist als der eCPM der Konkurrenz-Anzeigen. Wenn meine Anzeigen so bekannt werden, dass sie nicht mehr geklickt werden, dann muss ich mein CPC-Gebot erhöhen oder per TKP werben, so wie bisher auch.
Und was soll daran für die Publisher schlecht sein? Das einzige, was den Publishern passieren kann ist doch, dass vorübergehend während der Lernphase die Einnahmen zurück gehen. Langfristig gehe ich aber davon aus, dass die Einnahmen steigen, wenn der Advertiser neben Content-Auswahl jetzt auch die Möglichkeit bekommt, gezielt auf Zielgruppen zu bieten .... was später einmal zu der Möglichkeit führen wird, statt Zielgruppen gezielt einzelne User zu buchen. Natürlich nicht "Max Müller aus Musterhausen", sondern beispielsweise "die 100 immer gleichen User zum Interessengebiet Geldanlage"...
Um nochmal auf den Ursprung dieses Beitrags zurück zu kommen: Geld wird nicht mit Klicks verdient, sondern mit TKP. Der "Verdienst pro Klick" ist nur Augenwischerei. Google entscheidet grundsätzlich nach dem errechneten TKP, den eine Anzeige bringt. Der CPC ist wichtig für Webmaster, die nach einem Klick direkt etwas verkaufen wollen. Wer aber einen Brandingeffekt erzielen will, ist bemüht, seine Marke bekannt zu machen bzw. bekannt zu halten. Natürlich kann man auch Brandingwebung mit CPC buchen. Das dient dann aber mehr der Absicherung dafür, um zu erkennen, ob die Anzeigen im sichtbaren Bereich liegen oder irgendwo in einem 5.000-Zeilen-Text ganz am Ende der Website stehen und praktisch nicht mehr wahrgenommen werden.
Wenn Google endlich einmal die Möglichkeit anbieten würde, statt nach CPC oder TKP die Anzeigen nach "Sichtbarkeitsdauer" zu buchen, würden auch die TKP-Buchungen deutlich zulegen. Denn im Gegensatz zu einer Zeitschrift oder TV-Werbung bietet eine Internetseite kein festes "Format". Solange man Seiten scrollen kann, kann ich nie genau sagen, ob die Anzeige von den Usern auch gesehen wird. Wenn einmal ein Weg gefunden würde, zu erkennen, ob die Anzeige im sichtbaren Bereich des Browserfensters liegt, wäre ich der erste, der solche Anzeigen buchen würde
Früher gab es traumhafte TKP-Preise. Früher gab es aber auch Frames. Die Anzeige wurde in den Frame gepackt und war ohne Wechsel für den einzelnen User während seiner gesamten Verweildauer sichtbar. Dann haben die Webmaster herausgefunden: Ich kann die Anzeigen durch ReLoad automatisch in festen Zeitabständen auswechseln, dann verdiene ich mehr Geld, weil ich ja mehr Anzeigen anzeige. Die nächsten haben gemerkt: Wenn ich die Anzeige nicht in den Frame packe, sondern direkt auf meine Website, dann kann ich meine Seiten so gestalten, dass der User möglichst viele Seiten durchklicken und bestätigen muss, ehe er z.B. zur Download-Seite kommt. Dann kann ich mehr Geld verdienen, weil ja noch viel mehr Anzeigen angezeigt werden.
Dann haben die Webmaster entdeckt: Wenn ich die Anzeigen so schlecht platziere, dass sie kaum noch geklickt werden, dann bleiben die User länger auf meiner Seite und ich kann mehr Anzeigen verkaufen, verdiene also noch mehr.
Mit jedem dieser Schritte sank das Interesse der Advertiser. Dies führte dazu, dass der CPC praktisch Standard wurde (auch wenn Google offiziell noch immer per TKP verkauft, nur merkt das keiner mehr). Dies führte aber auch dazu, dass Advertiser nicht mehr bereit sind, für gute Positionen (z.B. auf Seiten, die mittels Ajax genutzt werden und nicht viele Seitenaufrufe erzeugen) einen hohen TKP zu bezahlen. In Augen die meisten Advertiser heißt es doch "Je billiger der TKP, umso mehr User sehen meine Anzeigen". Das ist falsch. Statt nach Einblendungen müsste nach User-Kontakten gebucht werden, und diese wiederum nach "Anzeigedauer" (könnte man ja mit Mausbewegungen kontrollieren, ob der User wirklich davor sitzt). Dies alles wird eines Tages möglich sein, wenn die User mittels Cookie gezielt ausgewählt und überwacht werden können. Dazu muss man keine persönlichen Daten preisgeben.
Wenn man einmal Blumensamen aus einem Gartenkatalog bestellt hat, erhält man auch alle Nase lang Werbung von denen. Datenschutzrechtlich wäre das ja dann wohl genauso bedenklich wie die Ehefrau, die am PC ihres Mannes Anzeigen für eine Seitensprungagentur sieht. Wenn jemand solche Geheimnisse vor seiner Frau hat, sollte man darüber nachdenken, getrennte Benutzeraccounts einzurichten. Denn alleine an der URL-Historie kann ich die besuchten Seiten zurück verfolgen. Dafür brauche ich weder AdSense noch irgendwelche wilden Spekulationen...