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von Cura » 13.12.2010, 09:41
Keine Ahnung Guppy, warum die vielleicht komisch geguckt haben, vielleicht kams Dir auch nur so vor, aber es war ganz bestimmt nicht, weil Du Dich um ein verlaufenes Kind gekümmert hast. Und keine Ahnung was Deine Sippe Dir da erklärt hat, wenn die damit sagen wollten, dass man in der BRD Kinder die ihre Eltern verloren haben und suchen einfach weiter rumrennen lässt, so war das mit Sicherheit eine Falschinformation.
Das erste Mal war ich in der DDR, noch bevor sie rückgegliedert war. Ich musste mir an der Grenze noch ein Visum kaufen.
Ich kann also überhaupt nicht bestätigen, dass die Leute überaus freundlich waren. Normal freundlich, normal unfreundlich halt. War als erstes in Karlmarxstadt (gibt es dort eigentlich noch den Riesenschädel von KM mitten in der Stadt?).
Meine zweite Begenung (die erste war an der Grenze) mit einem Ossi war auch gleich negativ und hat mich aggressiv gemacht. Hatte nämlich Hunger. Also bin ich bei 10 Grad Minus zum einzigen "Restaurant" im Reichweite getigert. Draussen standen frierende Wartende, die Tür war auf und es war 5 vor 6. Ich also an den Wartenden vorbei. Stop, Sie müssen draussen warten, wir öffnen erst um 6. Gut, hab ich ja noch eingesehen, war ja schliesslich auch mal Gastronom. Hab dann draussen eine geraucht, mittlerweile hatte der Herr Camarero die Frierenden reingelassen, ich als Letzer hinterher. Das Restaurant erschien mir mehr wie eine Turnhalle. Ich steuer auf einen leeren Tisch am Fenster zu, der Kellner kommt mir hinterher, stoppt mich und erklärte mir, dass ich warten soll, weil ich "plaziert" werde. Hä? Plaziert? Das hatte ich noch nie gehört. Rückfrage: Was heisst plaziert? Antwort: Ich weisse Ihnen einen Platz zu. Ich: Warum, sind die da alle reserviert? Antwort: Nein. Es ist hier so üblich, dass wir die Gäste plazieren. Ich: Mich plazieren sie bitte nicht, ich suche mir meinen Tisch selbst aus und ich will diesen, weil ich von da aus aus dem Fenster sehen kann.
Mich rauszuschmeissen hat er sich wohl nicht getraut, weil ich mittlerweile doch etwas ungehalten war. Mit dem Essen und Trinken hats dann aber ein bissl länger als üblich gedauert, weil er konstant versuchte mir zu ignorieren.
Gewohnt habe ich im Hotel Moskau, 50 Meter schräg links vom Dickkopf. Besonders freudlich waren die im Hotel auch nicht. Die Zimmer? Einfach nur geil, in allen vier Ecken oben frische Löcher in Fussballgrösse. Wahrscheinlich hatten sie gerade die Kameras und Wanzen ausgebaut.
Direkt gegenüber vom Dickkopf stand so ein langes schmales hohes Handtuch, auch ein Hotel, mit einer Disko im Keller. Vor der Tür ein rotuniformierter mit Lametta behängt. Auch nicht gerade sehr freundlich, weil wichtig. Drinnen wurde ich dann richtig freundlich behandelt. Lag aber wohl eher daran, dass ich und Dieter Hallervorden gleichzeitig Einlass begehrten und sie glaubten, wir würden zusammengehören.
Später bin ich dann noch ein Stück weiter. Hat sich auch Disco genannt. Dort war man dann wieder etwas weniger freundlich. Die Jungs sind mit Literbomben in der Hand rumgerannt und haben mich und die Mädels grimmig beäugt. Mich, weil man mir wahrscheinlich den Wessi angesehen hat, dazu hab ich noch 190 cm und lange, blonde zottelige Flusen. Bei den Mädels befürchtete man wohl, sie könnten sich für den Wessi interessieren.
War dann noch einige Tage drüben unterwegs. Erinnere mich noch, dass in Jena nachts die Strassenbahn in der Innenstadt so furchtbar quietschte, dass man sie noch bis Berlin hätte hören müssen.
War insgesamt normal, auch die Freunlichkeit. Ansonsten war es furchtbar trist und eintönig. In den Folgejahren war ich dann noch einige Male beruflich dort, kann aber nicht sagen, dass es mich dort mehr hinziehen würde als anderswo. Und auch ein Westostgefälle der Freunlichkeit und Offenheit ist mir bisher nicht aufgefallen. Aufgefallen ist mir in D bisher nur, dass es ein ein Nordsüdgefälle gibt.
So, jetzt sind wa wirklich endgültig off. Wer will kann den Fred ja zu WL zurückführen.