Wow, in den letzten Stunden ist ja allerhand passiert.
Erst mal sehr schön, dass sich hier mal ein Google Mitarbeiter gemeldet hat.
Und dann sogar ziemlich konkret.
Dazu mal ein paar Stellungnahmen meinerseits, ebenso zu anderen Kommentaren. Um meine Worte vielleicht besser einordnen zu können, teile ich mal mit, dass ich (42) mich seit über 20 Jahren durch Studium und Beruf mit IT und Marketing beschäftige (mag ja sein, dass Google-Mitarbeiter sein Kunden eher für Kids hält - was aus meiner Sicht übrigens keine generelle Abwertung sein soll).
Ich leite diesen Vorschlag gerne an die Entwickler weiter. Bitte beachtet aber, dass dies unter Umständen dazu führen kann, dass ihr etliche hundert E-Mails am Tag bekommt. Ist das tatsächlich in eurem Sinne?
Eindeutiges JA!
Es ist für ein selbstständiges Unternehmen eine mittlere Katastrophe, wenn plötzlich die Kunden ausbleiben und man erst lange suchen muß, woran das liegt.
Man könnte ja auch im Account ein Hakenfeld einsetzen: ich möchte Mails oder nicht.
Oder vielleicht besser: beim Einloggen in sein Konto sollte es einen Menüpunkt geben wie "Änderungen durch das System seit dem letzten Login" oder "Alle nicht mehr aktiven Keywords". Im Moment muss man sich nämlich mühevoll durch alle Ebenen klicken, um inaktive Keywords überhaupt zu sehen.
Was aber ein völliges Unding ist, ist die Tatsache, dass diese Räumungsaktion ohne Ankündigung und ohne jegliche Mitteilung durchgeführt wurde.
Ich hätte von Google folgendes erwartet: etwa einen Monat vorher alle Kunden informieren, dass Ihre Anzeigen von einer "Löschaktion" betroffen sein werden, wenn sie die Qualität bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht verbessern.
Google vergisst, dass wir Kunden und kein Vieh sind, dass man behandeln darf, wie man will. Eigentlich hätte ich solch eine Aktion eher von einem deutschen Unternehmen (Servicewüste) erwartet, aber nun sehe ich eher Irland als negatives "Vorbild" an.
Die Qualitätsänderungen zum jetzigen Zeitpunkt dauern sicherlich eine erhebliche Zeit. Für manche (z.B. mich) bedeutet das ein Verlust im 4-5stelligen Bereich, was den Gewinn angeht (vom Umsatz will ich erst gar nicht sprechen).
Selbst also wenn der Vorwurf einer "schlechten" Seite berechtigt sei, wäre diese Aktion absolut kundenfeindlich.
Nun zum Thema "Qualität der Seite":
Google könnte behaupten, ihre Kunden könnten ja durch die Anweisungen (z.B. für Zweigunternehmen) gewarnt gewesen sein.
Auf der aufgeführten Website
https://adwords.google.com/select/siteguidelines.html
entdecke ich praktisch 13 Anweisungen für ein qualitativ hochwertige Seite.
11 davon wurden in meinen beworbenen Seiten vollständig immer eingehalten, bei den meisten waren es 12. Der einzige Streitpunkt wäre "Trennen Sie Werbung auf Ihrer Website vom restlichen Inhalt der Website".
Da stellt sich nun bei mir folgende Frage: warum sollte man kostenpflichtige Adwords-Werbung schalten, wenn man damit nicht auf irgendeine Weise Geld verdienen will? Selbst wenn sich z.B. ein Restaurant vorstellt und anschl. kommen Gäste wäre die Seite als solche schon eine Werbeseite.
Oder man macht einen positiven Reisebericht. Allein der subjektiv gute Eindruck wäre Werbung. Wo fängt Werbung an und wo hört sie auf?
Und daher behaupte ich mal, ich halte i.d.R. alle 13 Punkte ein und wurde trotzdem Opfer.
Oder anders ausgedrückt: die Anweisungen sind viel zu ungenau. Der sagenhafte Spider wurde doch auch mit Algorithmen gefüttert. Dann kann Google auch exakte Vorschriften veröffentlichen!
Google sagt, dass man ja im Einzelfall die Seite zur manuellen Prüfung vorlegen kann (mache ich auch gerade). Schön und gut, aber erstmal wird man praktisch gesperrt und muss tagelang auf das Ergebnis der Prüfung warten. Kundenfreundlicher wäre aber der andere Weg: erst eine Warnung rausschicken mit der Aufforderung: "teilen Sie uns mit, warum gerade Ihre Seite benutzerfreundlich ist". Kann man das nicht, kann die Sperre dann immer noch erfolgen. Das Problem: Google macht sich dadurch wohl zu viel Arbeit. Das widerspricht aber dem Wunsch, alles erdenkliche für eine gute Benutzerführung zu tun.
Der Nutzer klickt sich durch diverse Angebote durch - und stellt frustriert fest, daß ja doch alles immer nur dieselben Preisvergleiche sind.
Das ist unlogisch. Von einem guten Preisvergleich sollte man erwarten, dass dieser auch die besten Preise liefert. Ok, mag sein, dass ein Besucher dem ersten nicht traut. Dann guckt er sich vielleicht doch noch einen zweiten an und bemerkt, dass er dieselben Anbieter nennt. Dann weiß er doch, dass der erste (wie auch der zweite) gute Ergebnisse gebracht hat. Somit sind die Preisvergleiche sehr wohl ein Mehrwert.
Und dass es sehr viele gibt ist halt Marktwirtschaft. Es gibt ja auch viele Bäcker, Ärzte, Rechtswanwälte etc. Und keiner regt sich darüber auf.
Es ist eher das Problem, wenn es nur noch einen Preisvergleicher gibt, dann hat er durch sein Monopol erst recht die Möglichkeit, nur noch die Perlen anzubieten.
Ebenso wie Google seine Marktführung wie mit solchen Aktionen ausnutzt.
Wir leben in einer freien Marktwirtschaft und nicht im Kommunismus.
Der Markt reguliert sich selber: wenn eine Website schlecht ist, kauft ein Kunde dort auch nichts. Und somit lohnt sich für den Betreiber eine weitere Bewerbung auch nicht oder er wird sie optimieren müssen. Ein einfaches Gesetz, dass Google nun beeinflussen will.
Und wie schon angedeutet: ein einzelner Anbieter für ein Produkt hat unter dem Keyword "Vergleich" rein gar nichts zu suchen. Das hat auch nichts mit Marktwirtschaft zu tun, sondern mit Irreführung! Aber meinetwegen gilt auch hier: soll der Nutzer erstmal klicken und wandert enttäuscht zum richtigen Vergleicher weiter. Dann hat der Einzelanbieter eben "umsonst" für den Klick bezahlt.
Das Affiliate-Marketing ist eine bislang boomende Branche. Praktisch alle großen Firmen haben das erkannt und setzen Partnerprogramme zur Kundengewinnung ein. Die Firmen haben dadurch mehr Umsatz, es haben viele Subunternehmer (Affiliates) die Chance, durch selbstständige Vermittlungen aus der Arbeitslosigkeit zu entfliehen, die Kunden haben mehr Auswahl, bzw. mehr Informationsquellen und Google verdient auch mehr Geld.
Alles war perfekt. Doch nun durchbricht Google das gesamte System. Die weltweiten wirtschaftlichen Konsequenzen sind gar nicht abzuschätzen.
Das wäre etwa so, wenn Ebay plötzlich nur noch Produkte zum Anbieten zulässt, die ein Ebay-Spider für qualitativ hochwertig erachtet. Der Aufschrei wäre wohl ebenso laut.
Übrigens hatte ich gestern Kontakt mit einem PP-Netzwerk-Mitarbeiter. Der konnte aber verständlicherweise nicht über die Höhe der Einbussen sprechen. Zwischen den Zeilen konnte ich lediglich raushören, dass man sich des Problems bewußt ist.
Um mich nicht mißzuverstehen: prinzipiell finde ich die Idee von Google dahinter nicht verkehrt. Es gibt viele Schmarotzer, die durch üble Tricks (reine Adsense-Seiten etc., direkte Weiterleitungen) auf einfache Weise das schnelle Geld einnehmen wollen. Denen haben wir das Ganze im Prinzip nun zu verdanken.
Aber wie einige schon angemerkt haben, wurde diese gar nicht alle erwischt. Es ist wie im richtigen Leben: Opfer werden gedemütigt, Verbrecher lässt man laufen.
Und mancheiner, der seine Seiten jahrelang mit mühevoller Arbeit optimiert hat, um eben einen guten Service für Besucher zu bieten, wird abgestraft.
Eigentlich könnte ich das schon als persönliche Beleidigung ansehen.
Die Zukunft:
Ich habe zwischen den Zeilen gelesen, dass auch die Website als ganzes beurteilt wird. Das widerspricht der Richtlinie, die Besucher bewußt auf die keywordrelevante Seite zu leiten.
Ich werde nun genau diese Information nutzen und alle Seiten auf neue Domains aufsetzen. Ich verliere dadurch zwar jegliche Historie, alle SEO-technischen Vorarbeiten, die Kunden werden evtl. mehr "Hürden" überwinden müssen, um ans Ziel zu kommen, aber die Google-Vorschriften werden dann hoffentlich erfüllt.
Das ist allerdings nicht das, was Google eigentlich will. Doch was soll ich tun, wenn meine Seite bereits kundenfreundlich war? Und die war es, was man an CPC, externen "Experten"meinungen und vor allem der Conversion Rate sehen konnte. Nicht umsonst haben meine Seiten dadurch immer wieder kehrende Stammkunden, so dass ich zumindest einige Zeit auch ohne Werbung überleben kann. Alle Altkunden werden dann irgendwann auf die neue Domain umgeleitet werden. Ich hoffe, dass Google das nicht als Duplicate Content ansieht. Das wäre dann der nächste Schuß gegen den Bug durch Google.
Was ich befürchte ist, dass z.B. PP-Netzwerke ihre Links in Zukunft mehr verschleiern, um eben nicht als Werbung erkannt zu werden. Es wird mehr und mehr Tricks geben. Und Google wird wieder viel Aufwand betreiben, um die Tricks aufzudecken. Und dann gibt es neue Tricks usw....
Verlierer ist dabei der Kunde, der gerade durch solche Tricks in die Irre geleitet wird. Wo liegt im Moment das Problem? Der Kunde zahlt über einen sichtbaren Reflink für das Produkt genauso viel wie im Shop selber.
Kassierer, die gekündigt werden, weil ein Geschäft eher im Online-Bereich die Zukunft sieht, hat die Chance, eben für diesen Laden durch Partnerprogramem weiterhin Geld zu verdienen.
Das sind alles Aspekte, die Google auch beachten sollte.
Gespannt bin ich auf Yahoo Marketing und Mirago (auch sie haben vor ein paar Tagen bei Affili.net ein PP aufgemacht). Ich hoffe, dass sie aus den Fehlern von Google lernen. Und mit Fehlern meine ich: gedankliche Ansätze sehr gut - Ausführung miserabel (wie man deutlich sieht: viele gute Webseiten weg, viele schlechte noch da). Denn wie soll sich ein Computerprogramm auch in die Gedankenwelt eines Kunden hereinversetzen?